Humes Kritik des Substanzbegriffs, 7
Wahrnehmung hinausreichende allgemeine Erkenntnis zuläßt.
Die atomistische: Psychologie, welche den inneren Zusammen-
hang unserer Erlebnisse nicht beachtet, muß in der Tat not;
wendig zu dieser Consequenz führen. |
Ein weiterer Schritt auf demselben Wege führt folgerichtig
zur skeptischen Elimination des Substanzbegriffes.
Was zunächst die beharrlıche Existenz der äußeren
Objecte angeht, so schließt Hume, daß dieser Begriff jeden-
falls nicht aus unseren Sinnen stammen könne, da diese uns
stets nur die augenbliekliche Existenz unserer Perceptionen
zeigen und uns diese Perceptionen nicht als etwas von unserer
Wahrnehmung unabhängig KExistierendes erweisen können.
Auch aus der "Tatsache, daß unsere Wahrnehmungen der Dinge
nicht unserer Willkür unterworfen sind, sondern uns
gegen unseren Willen aufgedrängt werden, können wir nach
Hume keinen Schluß auf das substantielle, d. h. von unserer
Wahrnehmung unabhängige Dasein des Wahrgenommenen
ziehen. Denn dasselbe Merkmal der Unabhängigkeit von
unserer Willkür zeigen auch unsere Schmerzen, die doch
gewiß niemand deshalb ls etwas von unserer Wahrnehmung
Unabhängiges ansehen wird.
- Die einzige Möglichkeit, welche hiernach übrig zu bleiben
scheint, um den. tatsächlichen Glauben jedes naiven Menschen
an die Fortdauer der wahrgenommenen Dinge während der
Unterbrechungen seiner Wahrnehmung dieser Dinge zu er-
klären, ist die, daß unsere Einbildung uns geneigt
mache, getrennte gleichartige Eindrücke als die-
selben zu betrachten und sie durch die Vorstellung
dauernden Daseins zu verknüpfen. Man sieht, daß hier-
nach auch dem Begriff der beharrlichen Existenz der Dinge
unabhängig von unserer Wahrnehmung so wenig eine tat-
säüchliche Bedeutung zukommen würde, als dem Begriff der
notwendigen. Verknüpfung von Ursache und Wirkung. |
Nicht‘ besser als unserem Glauben an die substantielle
Welt der Dinge ergeht es unserem Glauben an das Dasein
unserer geistigen Persönlichkeit. Auch von einem be-
harrlichen geistigen Wesen, einer Seele, die sich als selb-
ständiges Gebilde neben der objectiven räumlichen Welt be-
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