Full text: Einleitung in die Philosophie

5 $ 22, Die Associationspsychologie. 
hauptete, haben wir so wenig eine tatsächliche Erkenntnis, wie 
von dem objeetiven Dasein der Dinge. Das Einzige, was uns 
die psychologische Analyse von jener geistigen Persönlichkeit 
übrig läßt, sind die einzelnen rastlos wechselnden Perceptionen, 
die Eindrücke und die Ideen, die sich nach den Associations- 
gesetzen aneinanderreihen. An Stelle des vermeintlich bestän- 
digen, mit sich selbst identischen „Ich“ findet sich nur ein 
„Bündel von Wahrnehmungen“, hinter deren zeitlichem Ablauf 
sich nichts Bleibendes birgt. 
Auf den Grund dieses skeptischen Ergebnisses der Hume- 
schen Untersuchung wurde oben bereits hingewiesen. Eine 
Theorie, welche von vornherein unser Erkennen auf die ein- 
zeinen augenblicklich gegebenen Perceptionen, die 
Eindrücke und die Ideen beschränkt und nicht beachtet, daß 
gerade vermöge der Eigenschaften der Ideen selbst unser Er- 
keunen über den Inhalt des gegebenen Momentes hinauszu- 
gehen im Stande ist, kann zu keiner positiven Theorie irgend- 
welcher allgemeinen Erkenntnisse gelangen. Nur dieses 
Hinausgehen ist es, das zu allgemeinen Begriffen und 
Urteilen führen kann: ein Empirismus, der diesen Factor 
nicht beachtet, zerstört sich selbst, weil er sich mit dieser 
Vernachlässigung den Boden für die Lösung des Induetions- 
problems entzieht. 
Neben diesem fundamentalen Fehler der atomistischen 
Betrachtungsweise trägt in der Humeschen Theorie noch ein 
specielles Versehen an dem unbefriedigenden Ausgang die 
Schuld. Humes Skepsis gegen die Vorstellungen der Substanz 
und der Ursache gründet sich, wie wir sahen, in erster Linie 
darauf, daß sich keine Impressionen aufweisen lassen, deren 
Abbilder diese Ideen wären. Allein den allgemeinen Satz, 
daß jede einfache Idee Abbild einer entsprechenden 
vorhergegangenen Impression sein müsse, hat Hume 
nur durch eine Induection gewonnen: nur weil ihm zu Beginn 
seiner Analyse der Bewußtseinstatsachen keine Ideen entgegen- 
traten, denen nicht entsprechende Impressionen vorhergegangen 
waren, glaubte er sich berechtigt, jenen Satz allgemein aus- 
zusprechen. Solche Induction aber wird durch jeden Aus- 
Me
	        
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