Full text: Einleitung in die Philosophie

Das Ganze und die Teile. 213 
inhaltes erkennen. Zwischen ‚diesen Teilinhalten aber besteht 
ein eigentümlicher Zusammenhang, der ihnen eben als 
Teilen eines Bewußtseinsganzen zukommt — im Gegensatze 
zu dem Mangel solchen Zusammenhanges, dem wir begegnen, 
wo_Teilinhalte ebensolcher Art an eine Reihe verschiedener 
Persönlichkeiten verteilt sind. 
Zwei einfache Beispiele mögen die Tatsache illustrieren, 
welche. hier gemeint ist. 
Wenn wir in einer Succession von Inhalten zwei auf- 
einanderfolgende Teilinhalte m und p unterscheiden; so haben 
wir in dem Augenblick, in welchem m» vergangen und p ein: 
getreten ist, nicht nur den Inhalt p, sondern zugleich das Be- 
wußtsein der Succession der Inhalte m und p. Denken 
wir dagegen die beiden Inhalte an verschiedene Individuen 
; verteilt, so daß im ersten Augenblicke nur das eine Individuum 
den Inhalt m, im nächsten Augenblicke nur das andere den 
ı Inhalt p vorfindet, so wird dadurch in keinem der beiden In- 
; dividuen das Bewußtsein einer Succession m »—> und über- 
; haupt nicht das Bewußtsein einer Mehrheit. m, y entstehen. 
Analoges gilt für gleichzeitige Inhalte. Wenn ich zwei 
Töne —- etwa a und c — gleichzeitig höre, so habe ich in 
dem Zusammenklange mehr als nur die Summe der Merk- 
male von @ und € vor mir. Denn weder in dem Tone a@ noch 
in dem Tone € als solchem ist die Qualität des Zusammen- 
klanges enthalten, die als das eigentümliche Merkmal des 
y „Intervalls“ uns beim gleichzeitigen Hören der beiden Töne un- 
mittelbar entgegentritt und von musikalisch Gebildeten ohne Wei- 
teres wiedererkannt wird. Denken wir uns beide Töne an ver- 
schiedene Individuen verteilt, so findet natürlich keines derselben 
diese Qualität des Zusammenklanges vor; nur wo die beiden Töne 
demselben Bewußtseinsganzen angehören,tritt diese Quali- 
5 tät als ein Neues zu den Merkmalen der einzelnen Töne hinzu. 
a __ Wir haben es also in den beiden angeführten Beispielen 
mit Qualitäten von Mehrheiten zu tun, die dadurch bedingt 
5 sind, daß die Teile dieser Mehrheiten dem gleichen Be- 
wußtseinsganzen angehören.) 
7 ji) Die naturalistische — und zugleich atomistische — Betrachtungs- 
weise, welche unsere Empfndungsinhalte als etwas bereits vor unserer
	        
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