Full text: Einleitung in die Philosophie

$& 1. Der Begriff der Philosophie. 
$ 1. Der Begriff der Philosophie. 
Um die soeben in ihrem Umriß vorgezeichnete Unter- 
suchung in Angriff nehmen zu können, müssen wir vor allem 
das Gebiet derselben abgrenzen, indem wir uns . darüber 
verständigen, was der Name Philosophie bedeutet, welche 
Probleme und Bestrebungen als philosophische bezeichnet 
werden, 
Diese Verständigung ist nicht in derselben einfachen Weise 
zu erzielen, wie etwa diejenige über den Sinn des Namens der 
einen oder der anderen naturwissenschaftlichen Diseiplin. Der 
Name Philosophie scheint tatsächlich nicht, wie die Namen 
anderer Wissenschaften, ein nach Gegenstand und Forschungs- 
ziel bestimmt umschriebenes Gebiet wissenschaftlicher Arbeit 
zu bezeichnen. Die historische Bedeutung des Wortes umfaßt 
vielmehr eine bunte Mannigfaltigkeit von Gebilden des mensch- 
lichen Denkens, die nach Form und Inhalt zum, Teil kaum 
irgend einen Zusammenhang erkennen lassen. 
Wer auch nur oberflächlich von einigen der philosophischen 
Systeme alter nnd neuer Zeit Kenntnis genommen hat, wird 
sich durch das anscheinende Fehlen einer einheitlichen Richtung 
in diesen mannigfaltigen Bestrebungen befremdet fühlen, die 
sämtlich in gleicher Weise als „philosophische“ bezeichnet 
werden. Die Systeme der ıonischen Naturphilosophen; die 
mechanische Welterklärung von Demokrit bis zur modernen 
Naturwissenschaft; die Lebensweisheit der Stoa; die nach 
geometrischen Muster demonstrierte Ethik Spinozas; die 
Monadenlehre Leibnitzs; die Vernunftkritik Kants; Schopen- 
hauers Willensmetaphysik; die Identitätsphilosophie Schellings; 
Nietzsches Umwertung aller Werte: — alle diese und noch un- 
gezählte andere Theorien werden unter dem gemeinsamen 
Namen der Philosophie zusammengefaßt. Ein inhaltlicher Zu- 
sammenhang aber läßt sich auf den ersten Blick, wenn auch 
zwischen einzelnen Gliedern der Reihe, so doch sicher nicht 
zwischen ihnen allen erkennen; und noch weniger kann von 
Übereinstimmung in den Ergebnissen die Rede sein, zu welchen 
diese verschiedenen Arten philosophischer Bestrebungen führen. 
Trotzdem werden wir es nicht für bloßen Zufall halten
	        
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