Full text: Einleitung in die Philosophie

9252 & 25. Die erste Kategorie. 
beachtet wird. Oder aber es wird zugleich mit dem betreffen- 
den Inhalte selbst auch die Art dieser Einordnung unter 
Begriffe gebracht, was nur dadurch geschehen kann, daß auch 
die dem gegebenen Inhalte vorangehenden und die noch 
nicht gegebenen nachfolgenden Erlebnisse in gewisser Weise 
bestimmt werden. 
Beispiele für die erste Art der Bestimmung. sind überall 
gegeben, wo nur die Qualität eines gegebenen Inhaltes oder 
Complexes von Inhalten als solchen bestimmt wird. Wenn 
ein Farbeindruck als grün oder rot, als hell. oder dunkel, ein 
Ton als hoch oder tief, laut oder leise, eine gegebene Tonfolge 
als die Melodie der zwei ersten Textworte des „Gaudeamus“, 
ein Geschmack als süß oder bitter beurteilt wird, so wird mit 
Bestimmungen dieser Art nur über die‘ Zugehörigkeit des ge- 
gebenen einheitlichen oder complexen Inhaltes zu einer be- 
stimmten bereits bekannten Art, über seine Ähnlichkeit mit 
einer Gruppe von früher her bekannter Inhalte etwas ausgesagt. 
Beispiele für die zweite Art der Bestimmung sind da- 
gegen alle diejenigen Aussagen, in welchen der Inhalt als Teil 
eines bestimmten gesetzmäßigen Zusammenhanges von 
Inhalten aufgefaßt wird. Eine solche Auffassung liegt überall 
vor, wo der betreffende Inhalt im Auschluß an andere erwartet 
wurde oder wo sich an ihn Erwartungen bestimmter Art an- 
schließen, wie solche insbesondere in allen denjenigen Urteilen 
implicite mit ausgesagt werden, welche den gegebenen Inhalt 
als Erscheinung eines bestimmten Dinges oder Gegenstandes 
bezeichnen. Wenn ich von einem gegenwärtigen Inhalte meines 
Gesichtsfeldes nicht bloß sage, daß er weiß, sondern daß er 
ein weißer Gegenstand, etwa weiße Kreide sei, so ist mit 
einer solchen Behauptung mehr ausgesagt, als in dem gegen- 
wärtigen Inhalte als solchem gegeben ist: der Sinn eines Ur- 
teiles dieser Art geht über die Eigenschaften des gegebenen 
Bewußtseinsinhaltes insofern hinaus,’ als der Begriff des „Diuges“ 
ein dauerndes Dasein impliciert, somit nicht nur’ über den 
augenblicklichen Inhalt, sondern auch über gewisse für die 
Folge vorzufindende Inhalte eine bestimmte Überzeugung zum 
Ausdruck bringt — das Urteil also nicht nur das Dasein von 
Wahrnehmungen der vorliegenden Art behauptet, sondern auch 
EC 
an
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.