Full text: Einleitung in die Philosophie

YA & 25. Die erste Kategorie. 
Töne gehört hat. Kommen einem solchen Kinde zum ersten 
Mal etwa Klaviertöne mittlerer Lage zu Gehör, so werden 
ihm dieselben zunächst als etwas Neues auffallen. Hört es 
sie am folgenden Tage wieder, so werden sie ihm nunmehr 
bereits als etwas Bekanntes erscheinen: es wird sie vielleicht 
schon bei der ersten Wiederholung, sicher bei einer der nächsten 
als Erlebnisse von der Art wiedererkennen, wie sie ihm die 
vorhergehenden Male begegnet sind. ‚Mit solchem. Wieder- 
erkennen hat das Kind eine erste Bestimmung derjenigen 
Art von Inhalten gewonnen, welche es späterhin als „musi- 
kalische Töne“ zu bezeichnen lernt — gleichviel ob es die- 
gelben bereits jetzt irgendwie zu benennen beginnt.‘ Daß für 
diese Bestimmung die Unterscheidung jener Töne von 
anderen Inhalten erfordert wird, ist ohne Weiteres klar; aber 
auch das Wiedererkennen ist dazu nicht. zu entbehren, da 
ohne dasselbe die fraglichen Inhalte eben nicht als die schon 
bekannte Art, sondern jederzeit als etwas völlig Neues, Un- 
bekanntes charakterisiert sein würden. 
Daß die so gewonnene Bestimmung der Töne aber im 
Allgemeinen noch eine sehr wenig exacte ist, zeigt ein weiteres 
Experiment. Das Kind habe etwa am ersten Tage verschiedene 
Töne zwischen c und g in beliebiger Folge gehört und es werde 
ihm am folgenden Tag ein. bestimmter: Ton aus dieser Reihe 
angeschlagen: so wird es in der Regel nicht im Stande sein, 
anzugeben, mit welchem der gestern. gehörten Töne dieser 
Ton übereinstimmt*!); und bei solcher Unbestimmtheit wird 
es im Allgemeinen auch dann sein Bewenden haben, wenn 
nicht bloß ein Ton, sondern eine beliebige Folge aus jener 
selben Reihe von Tönen abermals zu Gehör gebracht wird. 
; Dagegen wird .in weiteren Grenzen die gemeinsame Ähn- 
lichkeit, welche .den‘ hohen, und ebenso diejenige, welche den 
tiefen Tönen unter einander im Gegensatze zu den hohen 
zukommt, bald bemerkt werden und zur Unterscheidung dieser 
1) Das Spielen ähnlicher Melodien an beiden Tagen wird die 
Ungenauigkeit der Erinnerung hinsichtlich der einzelnen Töne zunächst 
nicht bessern. Im Gegenteil werden gleiche. Melodien verschiedener 
Höhenlage als gleichartig erkannt trotz des Mangels an Übereinstimmung 
der entsprechenden Töne. Vgl. unten. 
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