Full text: Einleitung in die Philosophie

244. S 25. Die erste Kategorie. 
und die entsprechenden Begriffsbildungen sich weiter differen- 
zieren, soll hier nicht ausgeführt werden; der allgemeine 
Mechanismus der Entstehung der Wahrnehmungsbegriffe und 
der damit verbundenen Abstractionsvorgänge saowie der ent- 
sprechenden Beurteilung der Inhalte dürfte an dem betrachteten 
Beispiele hinreichend klar geworden sein. 
Die vorgetragene Ableitung der Enistehung der Begriffe 
abstracter Merkmale eines Inhaltes ist im Wesentlichen identisch 
mit derjenigen, welche Hume in seinen Bemerkungen über die 
„distinetio rationis“ entwickelt hat. Obwohl wir die Farbe 
und die Form eines weißen Kreises zicht von einander trennen 
können, vermögen wir sie nach Hume doch zu unterscheiden, 
indem wir die Ähnlichkeit des weißen Kreises mit einem 
schwarzen Kreise und seine Ähnlichkeit mit einem weißen 
Quadrate bemerken: wenn wir nur an die Form des Kreises 
denken, stellen wir uns zwar auch seine Farbe vor, aber wir 
denken stillschweigend an seine Ähnlichkeit mit den Kreisen 
anderer Farbe; denken wir nur an seime Farbe, so haben 
wir ebenso zugleich die Vorstellung seiner Form, aber wir 
denken an seine Ähnlichkeit mit anderen Figuren derselben 
Farbe. 
Man hat gegen diese Theorie eingewendet, daß sie, um 
die Begriffe der abstracten Merkmale zu erklären, die Abstraetion 
bereits voraussetze: um an jene Ähnlichkeiten zu denken, müsse 
eben der abstracte Begriff der Ähnlichkeit bereits gegeben 
sein. Dieser Einwand beruht auf einem Mißverständnis: nicht 
um den abstracten Begriff der Ähnlichkeit oder um die Be- 
urteilung der zwischen zwei Inhalten bestehenden Beziehung 
als Ähnlichkeit handelt es sich, sondern um das conerete 
Vorfinden derjenigen Tatsache, welche wir erst dann als 
Ähnlichkeit zu bezeichnen lernen, nachdem die Bildung dieses 
abstracten Begriffes vor sich gegangen ist. Damit aber das- 
jenige in unserem Bewußtsein stattifinde, was wir nachträglich 
mit Hilfe .des Begriffes der Ähnlichkeit bezeichnen, indem 
wir sagen, daß diese Farbe jener Farbe, dieser Ton jenem 
Ton „ähnlich“ oder „gleich“ sei, bedarf es nicht der Voraus- 
setzung dieses abstracten Begriffes, sondern umgekehrt kann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.