Identität des Gegenstandes. 78
und die wir in ihrer Gesamtheifß vermöge ihres von uns er-
kannten gesetzmäßigen Zusammenhanges mit einem be-
stimmten Namen — dem Namen eben dieses Gegenstandes —
bezeichnen. Wie auch die Wahrnehmungen selbst wechseln
mögen, der Begriff, der ihren Zusammenhang bezeichnet, wech-
selt darum nicht: hierin und nur hierin besteht die nume-
rische Identität, die wir dem Gegenstande trotz allen Wech-
sels seiner Erscheinungen zuschreiben.
Daß wir beim Hinblicken auf den Gegenstand eine be-
stimmte Wahrnehmung vorfinden, die wir als „Erscheinung
des Gegenstandes“ beurteilen, und daß wir bei einer anderen
Richtung des Auges eine andere, ev. diesem Zusammenhang
nicht zugehörige Erscheinung vorfinden, folgt in gleicher
Weise aus dem Erfahrungsbegriff des constanten und an seiner
Stelle verharrenden Gegenstandes; welche anderweitigen
Wahrnehmungen wir im letzteren der. genannten Fälle vor-
finden, folgt aus den weiteren Begriffen, die wir von den um-
gebenden Gegenständen und ev. dem Zusammenhang eines
größeren Naturganzen besitzen. Treten Änderungen ein,
welche jenem Zusammenhange nicht entsprechen, d. h. finden
wir unsere auf die bisherigen Erfahrungen gegründeten Er-
wartungen enttäuscht, indem gich in der betreffenden Rich-
tung nicht mehr die gewohnte Erscheinung des Gegenstandes
zeigt, so ist die logische Folge solcher Erfahrungen, daß wir
von einer erfolgten Änderung des Gegenstandes (ev. „seiner
Lage“) sprechen; wie die einzelnen dem constanten Gegen-
stande. zugehörigen Wahrnehmungen, so lernen wir auch
diese veränderten Wahrnehmungen unter ‚zusammenfassende
Begriffe der zweiten Kategorie einzuordnen. — wie wir solche
z. B. in den Begriffen der „Örtsbewegung“ und der „Form-
änderung“ des Gegenstandes besitzen und anwenden. Die
allgemeine Gesetzmäßigkeit, welche die Bildung dieser wei-
teren Begriffe beherrscht, werden wir später zu_ betrachten
haben.
Aber enthalten denn die bisher betrachteten Tatsachen
wirklich Alles, was in den Begriff der objectiven Welt und
ihrer Dinge eingeht? Sind wirklich die Gegenstände nur durch
Cernelius, Einleitung in die Philosophie. 2. Aufl, }
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