280 829. Das Ding an sich und die beiden ersten Vermittlungsprobleme.
der Dinge sich einzig aus den Erscheinungen aufbaut, die uns
von vornherein nur eben als Erlebnisse unseres Bewußt-
seins gegeben sind, so verliert die Frage, wie diese Dinge
dazu kommen, Erscheinungen in unserem Bewußtsein hervor-
zurufen, jede Bedeutung. Das Ding ist seinem Begriffe nach
nicht etwas jenseits- dieser Erscheinungen, sondern nur ein
Gesetz für diese Erscheinungen: zu fragen, wie es komme,
daß das Ding durch die Sinnesorgane auf unser Bewußt-
sein wirke, heißt also soviel als fragen, wie es komme, daß
der gesetzmäßige Zusammenhang unserer Sinneswahrnehmungen,
welchen wir erfahrungsmäßig erkannt und in bestimmter Weise
bezeichnet haben, wirklich eben dieser Zusammenhang unserer
Wahrnehmungen ist. Auch hier also entsteht der Schein des
rätselhaften Problems nur durch die mnaturalistische Voraus-
setzung des selbstverständlichen Daseins der Dinge: sobald wir
erkennen, woher wir den Begriff dieser Dinge besitzen und
was wir mit demselben einzig meinen können, entpuppt sich
das scheinbare Rätsel als bloßes Scheinproblem.
Compliciert wird dieses Problem häufig noch durch die
irrige Voraussetzung, welche schon früher bei Besprechung des
dogmatischen Idenlismus zurückgewiesen wurde: die scheinbar
rätselhafte Wirkung der Dinge „im Raume außer uns“ auf
das Bewußtsein „in uns“. Aber auch dieses Rätsel fällt
hinweg, wenn wir bedenken, daß der Raum mit Allem, was
wir in demselben vorfinden, nicht etwas von vornherein außer-
halb unseres Bewußtseins Gegebenes, sondern ein gesetz-
mäßiger Zusammenhang der Erscheinungen unserer sinnlichen
Wahrnehmungen, d.h. eben ein Zusamtuenbang von Bewußt-
seinstatsachen ist.
In der Tat entwickelt sich uns der Begriff der räumlichen
Beziehungen der Gegenstände und damit des Raumes, in
welchem dieselben sich befinden, zugleich mit den Begriffen
dieser Gegenstände selbst. Zweierlei Factoren sind bei der
Bildung des Raumbegriffes beteiligt. XHinerseits die räum-
lichen Prädicate der Erscheinungen unseres. (esichts-
und Tastsinnes, welche uns die Teile jedes Gesamteindruckes in
diesen Sinnesgebieten als ein zweidimensionales Nebeneinander
Charakterisieren; diese räumlichen Eigenschaften der genannten