Die räumliche Welt. “81
Eindrücke sind ihrerseits ebenso ursprünglich gegeben,
wie die zeitlichen und die sonstigen Ähnlichkeitsbeziehungen
der Inhalte, sind aber als solche zunächst nur Eigenschaften
von Wahrnehmungen und noch nicht Eigenschaften von
Gegenständen. Andererseits die Bewegungsempfindungen,
durch welche für unser Bewußtsein unmittelbar die Änderung
der Bedingungen gegeben ist, von denen die Änderung jener
Erscheinungen der Gegenstände für unsere Sinne sich abhängig
erweist. Durch die gesetzmäßige Verknüpfung jener unmittel-
bar gegebenen räumlichen Prädicate der KErscheinungsformen
gemäß den Änderungen, welche dieselber. mit der Änderung
dieser Bedingungen unserer Wahrnehmung erfahren, entstehen,
wie sich bereits oben zeigte, die Begriffe der räumlichen
Formen der Gegenstände; in derselben Weise entwickelt sich,
sobald nicht bloß die Erscheinungen einzelner Gegenstände,
sondern diejenigen größerer Complexe beachtet werden, der
Begriff der Lagebeziehungen zwischen den Gegenständen
und damit des Raumes als des Inbegriffes aller möglichen
solchen Lagebeziehungen. Aus denselben Gründen wie die
Formen der Dinge erhalten auch diese Lagebeziehungen und
somit er Raum ein von unserer Wahrnehmung unab-
hängiges Dasein. Dagegen kann der Raum nicht unab-
hängig von dem Dasein von Gegenständen gedacht werden:
jede räumliche Bestimmung verliert sofort ıhren Sinn, wenn
sie nicht auf ein als fest vorausgesetztes System von Formen
(Coordinatensystem) bezogen wird.‘)
Die Welt der Dinge, deren Begriff sich in der vorher
beschriebenen Art und Weise entwickelt, gibt sich hiernack
von vornherein als eine räumliche Welt zu erkennen: die
einzelnen Erscheinungen, die wir als Erscheinungen der Dinge
beurteilen, erhalten zugleich mit dieser Beurteilung ihre Stelle
im Raume angewiesen — nicht durch irgend einen rätselhaften
„Projectionsmechanismus“, sondern einfach durch den Vorgang
der empirischen. Begriffsbildung.
1) Welche constanten Eigenschaften dem Kaume seiner Entstehung
gemäß zukoramen müssen, habe ich an anderem Orte darzulegen versucht.
Vgl. meine Psychologie S. 255£.
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