Full text: Einleitung in die Philosophie

Der Begriff des Objectiven. 233 
daß also das Problem der Welt außerhalb unseres Bewußt- 
seins durch die eben bezeichnete Überlegung in keiner Weise 
berührt wird. Wir brauchen uns nur des Arguments zu er- 
innern, dessen sich schon Hume gegen jene Überlegungen 
bediente: wenn wir Zahnschmerzen haben, so existieren diese 
sicherlich gegen unseren Willen; Niemand aber wird unseren 
Zahnschmerzen deshalb eine außerpsychische Kxistenz zu- 
schreiben. Beispiele dieser Art lassen sich leicht vermehren. 
Auch. die Vorstellungen unserer Phantasie drängen sich uns 
ebenso wie unsere Empfindungen vielfach gegen unseren Willen 
auf — ja strenge genommen ist jede Vorstellung im Augen- 
blick ihres. Auftretens unabhängig von unserem Willen vor- 
handen, da wir eine Vorstellung in dem Augenblick, in welchem 
sie einmal da ist, eben nicht zu beseitigen vermögen. Nichts- 
destoweniger können wir doch diesen Vorstellungen keine 
außerpsychische Existenz zuschreiben. 
.  Einwänden dieser Art entgeht man, wenn man die obige 
Theorie dahin abändert, daß. man aus dem Dasein der von 
unserem Willen unabhängigen Wahrnehmungen auf eine Ur- 
sache außer uns sehließt, welche diese Wahrnehmungen be- 
wirke, also die Behauptung des Daseins einer objecetiven Welt 
auf diesen Causalschluß gründet. Allein selbst wenn ein solcher 
Causalschluß unanfechtbar wäre, so würde derselbe doch das 
Problem der von unserer Wahrnehmung unabhängigen Welt 
in keiner Weise erledigen: denn aus der Existenz einer augen- 
blicklichen Wahrnehmung könnte niemals die Existenz einer 
beharrlichen, sondern nur eben einer augenblicklichen 
Ursache erschlossen werden.) 
Derselbe Einwand behält seine Gültigkeit gegenüber jedem 
Versuche, den Gegensatz der subjectiven Erscheinungen und der 
objeetiven, von unserer Wahrnehmung unabhängig bestehenden 
Dinge als einen ursprünglichen — durch irgendwelche 
Scheidung innerhalb unserer Bewußtseinsinhalte selbst gege- 
benen -— Gegensatz zu erklären. Denn da die Bewußtseins- 
1) Tatsächlich setzt jener Causalschluß nicht nur den Begriff der 
Ursache, sondern auch den der objectiven Existenz bereits als gegeben 
voraus: er kann also nicht zur Klärung dieser Begriffe dienen. 
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