Psychophysischer Paralielismus 9
wärts jene Wahrnehmungen durch diese ph”“ischen Tatsachen
bedingt. Nichts Anderes als diesen Zusarunmhang bringen
wir zum Ausdruck, wenn wir sagen, daß unserven Empfindungen
stets bestimmte physische Vorgänge paralle! gehen und um-
gekehrt. Unsere Empfindungen müssen bestimmten physischen
Vorgängen parallel gehen, weil die physischez Vorgänge ihrem
Begriffe nach nichts Anderes sind, als die gesetzmäßigen Zu-
samımenhänge, denen wir unsere. Empfindungen einordnen.
„Psychophysischer Parallelismus“ braucht daher nicht etwa
zur Erklärung des Zusammenhanges der Empfindungen mit
physischen Vorgängen angenommen zu werden, sondern die
Behauptung solches Varallelismus ist —- soweit damit nur
dieser Zusammenhang der Empfindungen mit physischen
Vorgängen getroffen werden. soll — die selbstverständliche
Folge der Erfahrungen, welche uns zum Begriffe der physischen
Welt uud ihrer Zusammenhänge führen.
Ob auch für alle übrigen Erscheinungen unseres psychi-
schen Lebens parallelgehende physische (physiologische) Vor-
gänge zu fordern sind, wird unten zur Sprache kommen.
Jedenfalls aber müssen wir außer den Empfindungen folge-
richtig alle diejenigen psychischen Tatbestände als physisch
bedingt betrachten, welche ihrerseits Empfindungselemente
enthalten: vor allen also unsere Gefühlszustände — deren
Abhängigkeit von physischen Bedingungen in der früher er-
wähnten Theorie von Avenarius eine glänzende Darstellung
gefunden hat,
_ Insoweit mit jenen physischen Bedingungen unserer Ge-
fühlszustände Körperbewegungen Hand in Hand gehen bez.
als Folgen derselben auftreten, findet die scheinbare Bedingt-
heit dieser körperlichen Bewegungen durch psychische Tat-
bestände ihre einfache Erklärung: die betreffenden psychischen
Tatbestände sind Glieder eben derjenigen Zusammenhänge,
welchen auch jene Körperbewegungen angehören.
Die folgenden Betrachtungen mögen zeigen, wie speciell
die willkürlichen Bewegungen unseres Körpers und unserer
Glieder auf Grund der Entwicklung unseres Nervensystems und
der damit Hand in Hand gehenden psychischen Entwicklung
zu erklären sind.
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