Full text: Einleitung in die Philosophie

8 31. Das Ich. 
Die willkürliche Bewegung. 
Von willkürlicher Bewegung sprechen wir da, wo eine 
Bewegung eintritt, sobald sich die Vorstellung dieser Be- 
wegung mit einer auf diese Bewegung gerichteten Strebung 
einstellt, während sie unterbleibt, sobald an die Stelle dieser 
Strebung ein Widerstreben tritt. Die Vorstellung der Be- 
wegung ist dabei in der Regel in Form des (mehr oder minder 
unbestimmten) Gedächtnisbildes der Bewegungsempfindung 
gegeben, d. h. der Empfindung, durch welche die betreffende 
Bewegung unmißtelbar (also ohne Mitwirkung etwa des Auges 
oder anderer Sinne) für unser Bewußtsein charakterisiert ist, 
Daß diese Art der Vorstellung unserer Körperbewegungen die 
ursprüngliche ist, soll der Einfachheit wegen hier als all- 
gemein zugestanden vorausgesetzt werden; wer sich von. der 
allgemeinen Richtigkeit dieser Voraussetzung nicht überzeugen 
kann, möge die folgenden Betrachtungen auf diejenigen Fälle 
von Bewegungen beschränkt denken, für welche die Voraus- 
setzung erfahrungsgemäß zutrifft. 
Die Definition der willkürlichen Bewegung zeigt, daß 
diese nicht ein ursprünglicher Tatbestand sein kann, sondern 
daß ihr Erfahrungen über unwillkürliche Bewegungen vor- 
ausgegangen sein müssen. Denn wenn wir, um eine Bewegung 
wollen zu können, bereits eine Vorstellung derselben — weun 
auch vielleicht nur unbestimmt und in abstracto — besitzen 
müssen, so muß dieser Besitz sich ursprünglich auf ander- 
weitige Bewegungserfahrungen gründen, die nicht ihrerseits 
unter jene Definition der willkürlichen Bewegung fallen können. 
— Solche unwillkürliche Bewegungen sind in der Tat 
durch den Mechanismus unseres Nervensystems von unserer 
Geburt an in der Weise bedingt, daß auf die Einwirkung be- 
stimmter Reize bestimmte Bewegungen erfolgen. Diz typische 
Form des Zusammenhanges, der in unserem Nervensystem 
diese Bewegüngsfolge mit jener Reizwirkung verknüpft, is% 
der „Reflexbogen“, den ACB in nachstehender Fig. 1 schema- 
tisch darstellt. 
Von einem in der Nähe der Körperoberfläche gelegenen 
Nervenende 4 wird die durch einen Reiz R ausgelöste Nerven- 
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