Full text: Einleitung in die Philosophie

De $ 32. Das empiristische Weltbild. 
Erfahrung nicht gefunden werden kann, so besteht doch ein 
wesentlicher Unterschied zwischen dieser Annahme und jenen 
metaphysischen Begriffen, gegen deren Existenzberechtigung 
sich die früheren Ausführungen richteten. Während das „Ding 
an sich“ im Sinne „der unerkennbaren Ursache der Erschei- 
nungen‘ ein Unvorstellbares und seinem Begriffe nach 
innerlich Widerspruchsvolles blieb, erscheint das vorausgesetzte 
fremde psychische Leben von vornherein als ein unserem Vor- 
stellen vollkommen Zugängliches, Die Aufgabe, den Begriff 
eines von unserer Wahrnehmung unabhängigen Daseins auf 
Grund von Erfahrungstatsachen zu definieren, findet also hier 
kein Analogon. Während wir jenes Ding nicht als Bewußt- 
seinsinhalt denken dürfen und daher die Frage, wie wir es 
zu denken haben, da uns doch nur Bewußtseinsinhalte als 
Vorstellungsmaterial gegeben sind, notwendig gestellt und be- 
antwortet werden mußte, können wir uns die fremden Bewußt. 
seinsinhalte von vornherein nicht anders als unter dem Bilde 
der uns unmittelbar bekannten. Tatsachen denken. Sie ent- 
halten also in dieser Hinsicht für unser Denken keinerlei 
Problem. Nur dürfen wir uns durch die scheinbare Selbst. 
verständlichkeit dieser Vorstellung nicht verleiten lassen, die 
Übereinstimmung der fremden Inhalte mit denen unseres 
eigenen Bewußtseins für gesichert zu halten. 
$ 32. Das empiristische Weltbild. 
Wir_haben durch die Analyse der Entwicklung unseres 
Erkenntnisbesitzes den Urprung und die empirische Bedeutung 
jener Begriffe kennen gelernt, welche uns in dem natürlichen 
Weltbilde als dogmatische Bestandteile entgegentraten. Wir 
haben durch diese Analyse zugleich diejenigen metaphysischen 
Probleme beseitigt, die sich aus jenen dogmatischen Bestand- 
teilen des natürlichen Weltbildes ergaben. Wir wollen uns 
zum Schluß dieser Betrachtungen die wesentlichen Züge des 
gewonnenen rein empiristischen Weltbildes im (Hegensatze zum 
natürlichen Weltbilde wie zu demjenigen der mechanischen 
Naturwissenschaft zusammenfassend vergegenwärtigen. 
K53%
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.