Ordnung der Erfahrungen. 333
Wir finden uns in einer räumlich grenzenlos ausgedehnten
Natur: umgeben teils von den leblosen Gegenständen dieser
räumlichen Welt, teils von deren belebten Bewohnern, die
ihrerseits zum Teil uns ähnlich organisiert sind, gleich uns
reden und handeln, so daß wir sie als empfindend und denkend,
fühlend und wollend gleich uns selbst beurteilen.
Unmittelbar gegeben aber sind uns von der Gesamtheit
all dieses Daseins nur unsere Erlebnisse, die zeitlich ver-
laufenden, rastlos wechselnden Erscheinungen unseres psychischen
Lebens, die uns nicht nur von. unserer Gegenwart, sondern
auch von unserer Vergangenheit Kunde geben und uns eine
Zukunfs in unbestimmten Umrissen voraussehen lassen. Der
Fluß dieser Erscheinungen ist jedoch nicht ein bloß chaotisches
Auf- und Niederwogen, ein Kommen und: Gehen zusammen-
hangsloser Bilder: vielmehr besteht unter diesen Erscheinungen
ein durchgängiger innerer Zusammenhang, ohne den selbst
ir Wechsel nicht zu Stande kommen, nicht von uns erkannt
und gedacht werden könnte, und dessen einzelne Factoren in
jedem unserer Bewunßtseinserlebnisse zu Tage treten.
_ Diesem inneren Zusammenhange unseres Bewußtseinsver-
laufes entspringt die begriffliche Orduung, in welche wir
die Gesamtheit unserer Erlebnisse fassen und durch welche
sich uns das Chaos dieser Erlebnisse zur Einheit unseres Kr-
fahrungsganzen zusammenschließt. Die äußeren Formen
dieser. begrifflichen Ordnung werden uns zwar in der Sprache
unserer Umgebung überliefert; erst durch unser eigenes KEr-
leben aber entwickelt sich für uns die Bedeutung dieser
Formen, erfüllen dieselben sich mit immer reicherem Inhalte,
Wir gewinnen vermöge dieser Entwicklung einerseits die-
jenige Übersicht über unsere Erlebnisse, die sich auf deren
Ähnlichkeiten gründet und in der gruppenweisen Zusammen-
fassung unserer Erlebnisse und in der gemeinsamen Benennung
ihrer Qualitäten zum Ausdrucke kommt; andererseits lernen
wir durch dieselbe zugleich auch das Verschiedenartigste
innerhalb des Ablaufes der Erscheinungen unter constante
gesetzmäßige Zusammenhänge zu befassen.
Indem wir diese Zusammenhänge als etwas Beharrliches,
Bleibendes gegenüber jenem Wechsel der Erscheinungen er-
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