Full text: Einleitung in die Philosophie

Naturerklärung. 335 
gorie entstammenden Anschauungsformen der Zeit, der 
Einheit, der Mehrheit und der Zahl, der quantitativen und der 
qualitativen Beziehungen der Erscheinungen samt den Gesetzen, 
welche diesen Begriffen anhaften; endlich die Begriffe, welche 
dem Mechanismus unserer Erfahrungsurteile ihren Ursprung 
verdanken — der Begriff des beharrlichen Gegenstandes mit 
constanten Eigenschaften, die räumlichen Form- und Lage- 
verhältnisse der Gegenstände und das Causalgesetz, welches 
die Einordnung jeder neuen Erscheinung unter constante Zu- 
sammenhänge beherrscht. 
Für die Beurteilung des Geltungsbereiches aller erworbenen 
Erkenntnisse aber wie für die Einordnung jeder weiteren Aus- 
dehnung dieser Erkenntnisse in den Zusammenhang unserer 
Erfahrung gibt uns die Rücksicht auf die rein empirische 
Bedeutung unseres Erkenntnisbesitzes den untrüglichen Maß- 
stab. Wir wissen, daß all unsere allgemeinen Formulierungen 
der Gesetzmäßigkeiten des Naturgeschehens rein empirisch 
betrachtet nichts sind, als der Ausdruck für den Zusammen- 
hang der verschiedensten Erfahrungen unserer sinnlichen Wahr- 
nehmung, welche in eben diesen Gesetzen ihre einfachste 
zusammenfassende Darstellung finden. In was für Formen 
wir diese Zusammenfassung zu Stande bringen mögen: ob wir 
uns’ zur Herstellung derselben irgendwelcher hypothetischen 
Hilfsbegriffe oder nur etwa der reinen mathematischen Formen- 
sprache bedienen: immer besteht die Bedeutung der gewonnenen 
allgemeinen Ausdrücke nur in dieser vereinfachenden Zusammen- 
fassung der Tatsachen, und was etwa —— wie in jenen hypo- 
thetischen Begriffen — noch außer solcher Zusammenfassung 
in unseren Theorien der Erscheinungen enthalten sein mag, 
hat keine andere wissenschaftliche Bedeutung, als daß es eben 
als Bild oder Symbol für die Herstellung jener Abbreviatur, 
jener vereinfachenden. Beschreibung einer größerer Gesamtheit 
von Erfahrungen dient. Von einem Gegensatze zwischen der 
Welt der Erscheinungen und einer unabhängig von diesen Er- 
scheinungen bestehenden materiellen Welt im. Sinne eines 
Gegensatzes „bloßer Erscheinung“ und „wahren Seins“ ist hier 
nicht mehr die Rede: die materielle Welt ist ihrer empiri- 
schen Bedeutung nach nur ein abgekürzter Ausdruck für die
	        
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