Full text: Einleitung in die Philosophie

344 $ 32. Das empiristische Weltbild. 
uns zeigt, wie unser Begriff der objectiven Außenwelt auf der 
einen, derjenige unserer geistigen Persönlichkeit auf der anderen 
Seite sich in gleicher Weise aus den elementaren Daten unserer 
Erfahrung vermöge jener Factoren bilden, ohne welche der 
Zusammenhang unseres psychischen Lebens nicht gedacht 
werden kann, gibt sie uns die einheitliche Erklärung aller 
Tatsachen aus gemeinsamen Principien, die ihrerseits 
einer weiteren Erklärung weder fähig noch bedürftig sind. 
— Sie erfüllt auf diese Weise endgültig die erkenntnis- 
theoretische Forderung, da die Begriffe, durch welche sie 
die einheitliche Erklärung aller Erscheinungen gewinnt, in sich 
keine Probleme mehr enthalten. Indem einerseits unser ge- 
samter Erkenntnisbesitz auf seine letzten empirischen Factoren 
zurückgeführt und so jedes dogmatische Element aus unserem 
Weltbilde eliminiert wird, andererseits jede Fragestellung als 
wissenschaftlich unberechtigt erkannt wird, welche über die 
Grenzen möglicher Erfahrung hinausgreift, ist für die Erneue- 
rung philosophischer Fragestellung keine Möglichkeit mehr ge- 
geben, soBald nur die empirische Bedeutung der Begriffe be- 
achtet wird, deren jede solche Fragestellung sich bedienen müßte. 
Zwar dem Bedürfnisse nach Erweiterung unserer Kennt- 
nisse und nach der Einordnung jedes neuen Tatbestandes in 
die Einheit unseres Erfahrungsganzen kann und will die ge- 
wonnene Weltanschauung keine Grenze setzen. Die Erforschung 
der Erscheinungen bleibt uns nach wie vor aufgegeben. Diese 
Aufgabe aber ist unserem Geiste nicht gleich jenen unlösbaren 
Problemen der dogmatischen Metaphysik als eine Quelle ängst- 
licher Beunruhigung, sondern als Quelle nie endender befriedi- 
gender Tätigkeit zugewiesen. Indem die rein empiristische 
Theorie zugleich unser Erkennen in die Grenzen möglicher 
Erfahrung einschränkt und innerhalb dieser Grenzen die klare 
Bestimmung der Begriffe aufzeigt, deren wir uns zur Ordnung 
der Erscheinungen zu bedienen haben, lehrt sie uns: einerseits, 
im Vertrauen auf unsere Erfahrung als auf die untrügliche 
Quelle aller Erkenntnis jedem Angriffe der Skepsis zu trotzen; 
ebenso aber bewahrt sie uns andererseits vor unklarer Schwär- 
merei und vor der fruchtlosen Bemühung um unlösbare Pro- 
bleme. nn
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.