Full text: Einleitung in die Philosophie

$ 83. Der Wertbegriff und die praktischen Normen. 
n $ 33. Der Wertbegriff und die praktischen Normen. 
n Bereits die einleitenden Betrachtungen haben uns gezeigt, 
z daß die praktischen Probleme in der empiristischen Phase der 
2 Philosophie auf die Untersuchung des Wertbegriffes führen 
A und in dieser Untersuchung ihre Lösung finden müssen. Der 
3 Wertbegriff ist es, um dessen empirische Bedeutung und 
Legitimation es sich in allen praktischen Problemen handelt: 
denn überall lassen diese Probleme sich in die Form der Frage 
kleiden, welche Entscheidung ım gegebenen Falle die wert- 
vollere sel. 
. Ohne hier eine allgemeine Werttheorie zu entwickeln; 
deren Begründung die Grenzen dieses Buches überschreiten 
würde, versuche ich nur in Kürze diejenigen Schritte unserer 
psychischen Entwicklung zu bezeichnen, welche zur Bildung 
des Wertbegriffes führen, und die "Tatsachen aufzuzeigen, 
welche der Unterscheidung des Wertvolleren gegenüber dem 
Minderwertvollen zu Grunde liegen, soweit diese Unterscheidung 
für die Lösung der praktischen Probleme erforderlich ist. Diese 
Betrachtung wird uns zugleich zur Versöhnung der früher be- 
sprochenen. ethischen Gegensätze den Weg zeigen. 
Wie wir allgemein die wechselnden Erscheinungen unter 
die Begriffe von Gegenständen mit beharrlichen Eigenschaften 
einzuordnen bestrebt sind und demgemäß die Qualitäten der 
Erscheinungen als „Wirkungen“ dieser oder jener beharrlichen 
Qualitäten der Dinge beurteilen, so bilden wir entsprecheude 
zusammenfassende Begriffe auch hinsichtlich der Gefühls- 
wirkungen, die uns mit jenen anderen Erscheinungen der 
Dinge in gesetzmäßigen Zusammenhängen entgegentreten. Wir 
legen den Dingen constante Qualitäten bei, welche die 
von den Dingen ausgehenden Gefühlswirkungen zusammen- 
fassend. bezeichnen: wir sprechen davon, daß ein Gemälde 
schön oder häßlich, ein Wein edel oder minderwertig sei und 
beurteilen diese Eigenschaften als beharrliche Qualitäten der 
betreffenden Dinge, d. h. als Qualitäten, die ihnen zukommen, 
auch während. jene Gefühle nicht tatsächlich in uns erregt 
werden, die uns zu solcher Beurteilung der Dinge veranlaßt 
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