Ursprung des Wertbegriffes. 91
at sache, daß Niemand etwas wert hält, dessen Dasein für seinen
18 Gefühlszustand gleichgültig ist, und daß ebensowenig irgend
Jemand etwas wert hält, weil oder insofern es ihm etwa Ab-
rm scheu oder Qual erregt — vielmehr stets nur insofern, als er
n, davon irgend eine Förderung seines Gefühlszustandes
1e erfahren hat oder zu erfahren erwartet. Daß dies auch für
ir die timetischen Werte zutrifft, erkennt man, wenn man be-
ir denkt, daß die Ehrfurcht vor irgend einem Ideale stets mit
n positiven Gefühlen verbunden ist, — die sich vor Allem dann
bemerklich machen, wenn der Verehrende sich mit denen ver-
le gleicht, welchen das Glück solcher Verehrung mangelt — 80-
SD wie daß der Wert des timetischen Ideales in demselben Maße
K- schwindet, in welchem jene Gefühlswirkungen sich vermindern.
1- Die Frage, woher diese Gefühle stammen, ist damit natürlich
er noch nicht erledigt; nur um ihr Dasein handelte es sich im
mn gegenwärtigen Zusammenhange.
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N Haben wir hiermit zunächst den Ursprung des Wertbegriffes
S- im Allgemeinen bezeichnet, so folgt gemäß den früher be-
N sprochenen Prinzipien weiter, daß wir uns keineswegs in jedem
of Falle, in welchem wir uns des Wertes eines Gegenstandes be-
1t wußt sind, der einzelnen Gefühlswirkungen ausdrücklich zu
3e erinnern brauchen, auf die sich unsere Werthaltung gründet
ar oder die wir weiterhin von dem bewerteten Gegenstande er-
warten. Vielmehr kann hier wie in allen Fällen von Erfah-
:e rungsurteilen solche Erinnerung durch die eigentümliche
. Färbung ersetzt werden, die dem Gedanken an den betreffen-
r den Gegenstand vermöge unserer bisherigen Erfahrungen an-
= haftet und die in dem vorliegenden Falle als das mit diesem
ıf. Gedanken verbundene Wertgefühl in angemessener Weise
= sprachlich bezeichnet wird. Um etwa einen Künstler zu schätzen,
x brauchen wir uns nicht jedes Mal seiner sämtlichen Werke
. und des Kindruckes zu erinnern, den dieselben auf uns gemacht
h haben; vielmehr haftet für uns auf Grund dieser Erfahrungen schon.
Tr an. dem Namen des Künstlers jenes eigentümliche Gefühl, das uns
L sogleich auch das entsprechende Werturteil*) wieder hervorruft.
3 1) Ich verstehe unter dem Werturteil hier und im Folgenden nicht
die sprachliche Formulierung eines solchen Urteiles, sondern den
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