Full text: Einleitung in die Philosophie

Normen des Verhaltens. 357 
Verhalten zu einem ethisch wertvollen machen können, wenn 
sie auf Grund unserer eigenen Werturteile für unsere Entschei- 
dungen maßgebend werden, oder, wie man dies auch ausdrückt, 
wenn wir autonom unsere Entscheidungen treffen, wird im 
Folgenden sogleich hervortreten. 
Die bisherigen Betrachtungen lassen uns einen Unter- 
schied höherer und geringerer Werte und somit eine 
erste Norm für unser Streben und Handeln erkennen. 
Insofern zunächst bestimmte Factoren unserer körperlichen 
und unserer geistigen Beschaffenheit als Bedingungen für 
alle äußeren Werte erscheinen, werden wir diese Factoren 
— in erster Linie diejenigen, welche wir mit dem Namen der 
körperlichen und geistigen „Gesundheit“ zu bezeichnen pflegen 
— notwendig jedem einzelnen äußeren Werte überordnen 
müssen. In erster Linie ergibt sich hieraus, daß wir von 
jeder Handlung abzusehen haben, die, auf einen äußeren 
Wert gerichtet, eine jener Bedingungen aller äußeren Werte 
zerstören würde — da in diesem Falle “unser Handeln mit 
einem höheren Werte in Conflict geraten würde. Weiter aber 
ergibt sich aus den obigen Überlegungen die positive For- 
derung, unsere Persönlichkeit in bestimmter Weise zu- ent- 
wickeln. Da der wertvollere Zustand unserer Persönlichkeit 
stets eben der erstrebenswertere ist, so müssen wir folge- 
richtig danach streben, uns einerseits dahin auszubilden, daß 
das tatsächlich Wertvolle unserer Umgebung so voll- 
ständig als möglich auch für uns ein Wertvolles wird 
und daß wir uns diesen Wertungen entsprechend verhalten, 
mit anderen Worten, daß wir unsere Fähigkeit zu werten aufs 
Vielseitigste entwickeln und so einen möglichst großen Reich- 
tum an Werten gewinnen. Andererseits aber müssen wir 
ebenso danach streben, auch abgesehen von allen Werten unserer 
Umgebung die Factoren unserer Persönlichkeit so wert- 
voll als möglich zu gestalten. Und zwar muß diese zweite 
Forderung der ersten gegenüber als die höhere erscheinen, weil 
der Wert jener ersteren Factoren von wechselnden äußeren Be- 
dingungen abhängt, der Wert der zuletzt genannten Factoren 
dagegen durch keine anderweitigen Tatsachen bedingt ist, diese 
Factoren also unter allen Umständen wertvoll sind.
	        
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