Full text: Einleitung in die Philosophie

Naturalistische Begriffe, J 
Begriff der Ursache und derjenige des Ich oder der Per- 
gönlichkeit. 
Alle diese Begriffe verwenden wir unbedenklich und ohne 
jemals zu besorgen, daß wir uns über ihre Anwendbarkeit 
irren könnten; wir. meinen ihre Bedeutung aufs genaueste zu 
kennen und sind daher völlig beruhigt, wo wir unsere Er- 
klärungen der alltäglichen Vorkommnisse auf sie zurückgeführt 
haben. Eben weil aber diese Begriffe nicht nur als etwas 
völlig Geläufiges auftreten, sondern auch allen Erklärungen des 
naiven Denkens zu Grunde liegen, erscheint die Frage nach 
ihrer Erklärung und die Forderung ihrer kritischen Prüfung 
dem naiven Verstande als überflüssig oder geradezu als wider- 
sinnig. 
Dennoch liegen in diesen Begriffen noch Probleme ver- 
borgen. So vertraut sie uns erscheinen, so unbedenklich wir 
alltäglich von ihnen Gebrauch machen, so bleiben sie doch 
eben dogmatische Begriffe, solange wir nicht über ihren 
empirischen Ursprung Rechenschaft zu geben wissen. Vor 
solcher Untersuchung des Ursprungs und der Berechtigung 
dieser Begriffe bleiben daher auch alle Erklärungen dogmatisch, 
in welchen einer oder der andere von ihnen Anwendung findet. 
Ich bezeichne die in Rede stehenden Begriffe, die wir bei 
Beginn unseres wissenschaftlichen N achdenkens bereits als fertig 
gegebenen Besitz vorfinden, als naturalistische Begriffe 
und jede darauf gegründete Erklärung als naturalistische 
Erklärung. Die historischen metaphysischen Systeme sind 
sämtlich naturalistisch;, eben in ihrem naturalistischen Funda- 
ment liegt nicht nur die wissenschaftliche Schwäche, sondern 
zugleich die praktische Stärke all dieser Systeme, indem sie 
sich mit diesem Fundamente scheinbar auf ein nicht weiter 
Erklärbares, letztes Gegebenes als Erklärungsprinzip für alle 
Krecheinungen stützen. ; 
Entwicklung im empiristischen Sinne. 
Die kritische Untersuchung der naturalistischen Begriffe 
dürfen wir nach dem Vorigen keinesfalls im Anfange, sondern 
erst in einer relativ späten Phase der wissenschaftlichen Ent- 
wicklung erwarten. Solange eine Fülle stets neuer KErschei- 
Cornelius, Einleitung in die Philosophie, 2. Aufl. 
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