Full text: Einleitung in die Philosophie

=. $ 9. Die Phasen der dogmatischen Philosophie. 
Die Vermittlungsprobleme werfen, wie oben angedeutet 
ihre Schatten zum Teil bereits in die naiv-monistische Phase 
voraus. Insbesondere tritt die Behauptung einer Fälschung 
der Welt durch die sinnliche Wahrnehmung schon in 
einer Periode hervor, welche noch keineswegs das dadurch be- 
dingte Problem als solches erkennt. 
Ausdrücklich formuliert aber werden die Vermittlungs- 
probleme erst da, wo aus irgend einem Anlaß der Gegensatz 
von Natur und Geist beachtet und consequent festgehalten 
wird. Auch dann aber werden noch keineswegs sogleich die 
sämtlichen Vermittlungsprobleme bemerkt: vielmehr tritt 
je nach dem Ausgangspunkte der Überlegungen bald das eine, 
bald das andere dieser Probleme in den Vordergrund und 
zieht alsdann in der Regel das Interesse ausschließlich auf sich. 
Das zweite Vermittlungsproblem scheint zunächst den 
Rückweg zur materialistischen Metaphysik offen zu lassen. 
Wenn die Welt der subjectiven Erscheinungen als Täuschung, 
als bloßer Schein entlarvt wird, so wird die wissenschaftliche 
Forschung, die nur dem wahren Sein ihre Bemühungen 
widmet, sich mit Fug und Recht von dieser trügerischen. Welt 
des subjectiven Scheines abwenden und nur die physische 
Welt als würdiges Object der Betrachtung gelten lassen. So 
verführerisch indessen diese Überlegung sich darstellt, so ist 
sie dennoch unvollständig. Denn selbst wenn die Prämissen 
zuzugeben wären, auf die sich die Ableitung des zweiten Ver- 
mittlungsproblemes stützt, so bleibt doch in jedem Falle die 
psychische Welt als eine tatsächlich gegebene bestehen, 
und die Frage könnte nicht abgewiesen werden, wie denn diese 
Täuschung unserer Sinne zu Stande kommt, d. h. durch welchen 
Mechanismus die wahre Welt des physischen Seins uns diese 
trügerische Welt der psychischen Erscheinungen vorzuspiegeln 
wicklung der theoretischen als für diejenige der praktischen Philosophie 
von Bedeutung geworden. — Die im Texte genannten vier Probleme sind, 
wie der Vollständigkeit halber bemerkt sein mag, nicht die einzigen 
Formen von Vermittlungsproblemen. (Zu diesen gehört z. B. auch die 
Frage nach der „Entstehung des bewußten Lebens“.) Doch sind aur 
die hier. besprochenen Vermittlungsprobleme auf die Entwicklung der 
Philosophie von Einfluß gewesen. 
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