Idealistische Phase. 73
vermag. Diese Frage aber vermag die materialistische Meta-
physik nicht zu lösen: eine Theorie, die sich von vornherein
ausschließlich auf die Erklärung der objectiven Welt richtet
und nur die für diesen Zweck dienlichen Begriffe ausbildet,
muß notwendig den Dienst versagen, sobald die Forderungen
des KErklärungsbedürfnisses über die Grenzen der objeetiven
Welt hinausgreifen.
Allein auch dem Dualismus kann es niemals gelingen,
diese Forderungen zu befriedigen. Denn solange der Gegen-
satz der objectiven und der subjecetiven Welt naturalistisch
als ein selbstverständlich gegebener hingenommen wird,
ist die Möglichkeit, das eine Glied dieses Gegensatzes auf das
andere zurückzuführen, von vornherein abgeschnitten. Alle
Versuche, auf dualistischer Grundlage die Kluft zwischen beiden
Welten zu überbrücken, müssen daher notwendig erfolglos
bleiben: der Dualismus vermag die Vermittlungsprobleme nicht
zu lösen. Das philosophische Denken aber kann auf ihre
Lösung nicht verzichten, weil bei der Alltäglichkeit der ein-
schlägigen Tatsachen gerade diese Probleme sich fortwährend
von neuem aufdrängen müssen.
Das tatsächliche Scheitern der Bemühungen zur Lösung
der Vermittlungsprobleme ist die quälendste Erfahrung in der
Entwicklung des philosophischen Denkens. Diese Erfahrung
ist es vor allem, durch die ein minder consequentes Denken
regelmäßig entweder zur Skepsis oder aber zu mystisch-
schwärmerischen Welterklärungsversuchen getrieben wird,
die mit der Skepsis im Verzicht auf Klarheit überein-
kommen.
c) Idealistische Phase.
Die Consequenzen des zweiten Vermittlungsproblems führen
zu einer neuen Weltanschauung, die den Dualismus verneint,
indem sie von den beiden Gliedern des Fundamentalgegensatzes
nur das eine, die Welt der subjectiven Erscheinungen
als wirklich erkennt, während sie dem anderen, der objectiven
Welt, jede Bedeutung abspricht. /
Die Überlegung, welche zu dieser Negation der objectiven
Welt führt, ist jm wesentlichen die folgende:
Wir kennen die Welt der Dinge nur durch unsere sinn-