„3 Mauthner: Wörterbuch der Philosophie
tigung zur Liebe, Das Aufkommen einer oft bestialischen Ge- durch ein
sinnung scheint dann zu beweisen, daß der Krieg wirklich tief in einzelnes
der Natur begründet liege. Er liegt aber nur in der Menschen- Schweiz d:
natur, nicht in der übrigen stillen großen Natur. Diese ist nicht verwirrtes
grausam, nur lieblos und morallos. Erst der Mensch hat seine gibt es fü
Gewohnheiten und Notdürfte Moral genannt und hat darum im zige Tuge
Frieden ein schlechtes Gewissen, wenn er sich an die Umkeh- Es gibt ke
rung aller seiner Moralbegriffe erinnert, die den Krieg begleitet alle Mittel
hat. ı Geger
Die Kriege sind verschieden, je nach der Not der lieben sind unter
Heimat und je nach dem Bewußtsein des eigenen Rechts. Je gestanden,
furchtbarer die Notlage und je stärker das Rechtsbewußtsein, meidlichen
desto erhebender die Vorstellung vom Heldentum im Kriege. wehr, habı
Der einzelne Mann tut gewöhnlich nur, was er für seine Pflicht Krieg entt
hält, d. h. was der Herdeninstinkt von ihm verlangt. Es sind der gemein.
schon besonnenere Soldaten, bei denen Egoismus zu Heldentaten führt, die ı
führt: der Egoismus der verzweifelten Sorge um Haus und Hof, stand erfä
um das Leben von Frau und Kind. Immer noch unter dem sinnloser d;
Zwange des Herdeninstinkts erscheint dann noch höher der Sol- des Todes
dat, der sozial empfindet, der aus Liebe zur Heimat sein Leben Brut, hat c
opfert. Ist er dabei einfach genug, nicht nachzudenken, so ver- schon vorg
wechselt er die Heimat mit dem Staate, wohl gar mit dem sonst Die N
so gehaßten Polizeistaate. Der Haß gegen den Feind wird zu zurück; au
dem festesten Bande für die Volksgenossen. Haß und Liebe Probe dar:
brauchen ein Symbol, an welches so blind geglaubt wird wie an als die unv
ein Dogma. Auch die Ehre, die doch eigentlich nur auf Gas worten, mi
Individuum Bezug haben kann, wird mit dem Symbol verbun- den Lügen
den gedacht. Dem Regiment ist dieses Symbol die Fahne, dem die Selbsta
Staate ebenso der Monarch *). In Republiken wird der Monarch der das ve
I. vor dem K
1) Diese Ähnlichkeit der Fahnentreue mit der Treue zu einem nn
religiösen Dogma ist nicht nur bildlich zu verstehen, sondern ganz zeichen nac]
buchstäblich. Der Fahneneid wird dem obersten Kriegsherrn ge- Tacitus wer
leistet, doch bei der Fahne, auf die Fahne; wie andere Eide einem in ein Tem
Menschen geleistet werden .bei Gott. Die Fahnen-Zeremonien sind lichen Verel
heute noch die gleichen wie bei den römischen Legionen, was beson- die Götter x
ders ins Auge fällt in Frankreich, seitdem dort die römischen Feld- Tode.
ZC