Full text: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (18. Band, 3. Abtheilung, 1. Halbband, Noten)

Zu Kapitel 4, S. 141. 
Pauli Apostoli, Halle 1695. — Verdienste um Ausgaben von Werken 
seines Vaters Samuel s. Noten zu Kap. 2S. 43, und seines Großvaters Brunne— 
mann s. Stintzing-Landsberg, Gesch. S. 103 106. 
Z. S Sitryt, Girchen und Eherecht: Diss de jure liciti sed 
non honesti 1702; de jure sabbati, 1702; und de reliquiis sacramenti in 
matrimonialibus 1704; zusammen herausgegeben als ,Opuscula tergemini 
argumentis Halle 1764 von J. H. Böhmer; vgl. besonders Kawerau, Aus 
Halles Literaturleben S. 139. 
e eire eicht und dufte Diele Schrifte aber welche sich 
Thomasius (Paulo plenior Historia jur. nat. 8 53) sehr bitter äußert, ver— 
wirft das Naturrecht zunächst aus dem religiösen Grunde, daß der Christ sich 
einfach an die Offenbarung der heiligen Schrift zu halten habe (wie denn auch 
sonst intime Beziehungen zwischen dem Pietismus und den beiden Stryk, Vater 
und Sohn, bestehen). Aeußerst geschickt widerlegt sie dann die seit Pufendorf 
beliebte Entschuldigung, man bedürfe doch des Naturrechts den Heiden gegen— 
über: dann möge man es doch nur die Missionare und nicht den ganzen J 
Studentenhaufen lehren, ja selbst die Missionare würden sich besser auf die 
Macht des göttlichen Wortes über die Gemüther, als auf diese menschliche Lehre 
verlassen. Ebenso widerlegt sie, mit gründlicher juristischer Sachkenntniß, die 
Behauptung, man bedürfe des Naturrechts für das Völkerrecht und zu der 
Entscheidung der controversiae IIlustrinm: auch hier sei vielmehr, statt auf die 
Vernunft, auf Gottes Wort zu verweisen (man vgl. die spanischen Moralisten 
des Völkerrechts gegen Grotius); freilich, da wolle man nicht gerne daran, denn 
wie viele Kriege würden sich dann noch rechtfertigen lassen? Nun aber ver— 
fahre man, als handele es sich um heidnische Fürsten oder Staaten, und habe so 
eine Mißgeburt von einem Völkerrecht ausgebildet, das man mit Recht dahin 
beschreiben könne: „Jus gentium est privilegium publica latrocinia omniaque 
scelera impune perpetrandi, quorum modo ulla inter gentes vestigia 
reperiri possint.“ So unzutreffend ist das nicht; ebensowenig wie die schließ— id 
lich angestellte Betrachtung, daß, wo man wirklich das Naturrecht etwa brauchen ä 
könne, wie z. B. zur Entwicklung der Lehre von der richtigen Auslegungsweise 
der Gesetze, es keines großen naturrechtlichen Systems bedürfe, sondern blos ul 
der natürlichen Regeln des gesunden Menschenverstandes, welche mit einigen 
Worten und Wirken abzumachen seien. — Namentlich wegen dieser Betrachtung 
ist J. S. Stryk als Vorläufer der Erkenntniß von der Nutzlosigkeit des Natur— 
rechts zu bezeichnen. 
Heinrich Ernst Kestner, geb. zu Detmold 23. Jan. 1671, Gymnasium iider 
zu Berlin, 1690 Universität Frankfurt unter Cocceji, 1694 Halle unter Stryt un 
und Thomasius, dort Dr. jur. 1696, auf Grund familienrechtlicher Präsentation m 
Prof. der Rechte zu Rinteln 1697, dort gest. 5. Juli 1723. Strieder, Hess. 
Gelehrtengeschichte 7, 52f. — Nova literaria Germaniae 1, 153f. — Schriften— 
Verzeichniß u. a. bei Jöcher, unter 103 Nummern. — Bemerkungen über ihn 
bei Trendelenburg, Kleine Schriften 1, 166; und bei Gierke, Althusius S.37— 
Anm. 43). 
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