Full text: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (18. Band, 3. Abtheilung, 1. Halbband, Noten)

Zu Kapitel 3, S. 87 — 90. 55 
Programm zum Cursus von 1699. Titel: „Summarischer Ent— 
wurf der Grundregeln, die einem studioso juris zu wissen nöthig, nach welchem 
D. Ohr. Dh. .. lectiones privatissimas in verschiedenen collegiis anzustellen 
e gesonnen ist“. 
n uenh Wo solche geschichtliche Zusammenstellung? Janus Vincentius 
I Gravina, Origines juris civilis, erschien zu Neapel erst 1701. Weiteren Kreisen 
uben Nih zugänglich wurde freilich jene Thomasische Rechtsgeschichte von 1699 erst, als sie 
lürl gehesun von seinem Lieblingsschüler Georg Beyer mit des Meisters nur mühsam ge— 
hn 8 wonnener Einwilligung besonders veröffentlicht wurde, unter dem Titel Delineatio 
vhelsh— Historiae juris civilis, Halle 1704, neu besorgt durch Heineccius 1718 und 
Wiunl hu 1735, außerdem noch gedruckt als Leitsätze zu Chr. G. Hoffmann's Höstoria 
nn juris, von der später. 
n Dcheologische Fakultäten kennen noch keine Kirchengeschichte: 
vgl. Semler's Selbstbiographie über seinen ersten derartigen mühseligen Versuch, 
n n angestellt zu Halle 1753; Fleury, Histoire ecclésiastique, erschien erst 1691 bis 
1720 zu Paris; dagegen benutzt Th. natürlich Arnold's Ketzergeschichte und 
n ü diese wohl schon Thomassin, Ancienne et nouvelle discipline de L'Eglise, 
Lyon 1676 1679. 
Geltung der privatrechtlichen und prozessuglen Theile des 
jus cganonicum. Daher empfiehlt Th. dringlich das Studium desselben, 
z so sehr es ihm auch als instrumentum regni papalis verhaßt ist, wegen der 
u praktischen Unentbehrlichkeit in seiner Vorrede vom Dezember 1704 vor Gerard 
ien de Mastricht, Historia juris canonici et pontificii; aus dieser Vorrede ersehen 
wir zugleich, daß Th. damals Kirchenrecht nach Dessel und Pandekten nach 
g Schöpffer las. Dessel, Valeͤre André, eigentlich Walter Driessens ge— 
n nannt, Professor zu Löwen, lebte 1588 —1655; es handelt sich um seine Synopsis 
leten juris canonici per eéroteémata digesti, cum notis et animadversionibus G. A. 
I Struvii, Jena 1675; vgl. v. Schulte, Gesch. S. 696. — Johann Joachim 
Schöpffer, geb. zu Quedlinburg 23. Nov. 1661, Studien zu Jena 1680 und 
idenmn Frankfurt a. d. O. 1681, dort 1683 Lizentiat, 1687 ao. Prof., 1688 Dr. der 
6 Rechte, 1693 zu Rostock Professor des Codex und Consistorialbeisitzer, ebendas. 
6 seit 1707 Vice-Direktor der Justiz-Kanzlei, 1712 Prosessor des Codex zu 
n Kiel, 1714 wieder zu Rostock als Rechtslehrer, Kanzleidirektor und Consistorial— 
pe Präsident, 1715 Mecklenb. wirkl. geh. Rath, 1719 in Folge politischer Wirren 
n 4n seiner Aemter entsetzt, gestorben am 12. Sept. desselben Jahres auf der Flucht 
Tumn vor politischen Gegnern; es handelt sich um seine Synopsis juris privati Romani 
umn et forensis ad ductum Digestorum, Frankfurt a. d. Oder 1702, 1713 und, 
m besorgt von J. L. Mylius, 1734, ein auch sonst als Grundlage zu Vorlesungen 
n viel benutztes Werk, welches auf Anregung S. Stryk's und unter dessen Ein— 
flusse verfaßt ist; vgl. über ihn Moller, Cimbria literata, s. R. V., und Ratjen, 
Kiel, S. 152). 
Für die Thatsache, daß Th.ein solches Colleg über Instit jur. 
u7 Germ. vor 1705 hielt, vgl. Diss. de usu practico doctrinae difficillimae juris 
un Romani de culparum praestatione in contractibus, gehalten unter Th. Prä— 
n sidium am 6. Juni 1705, Note n zu Kap. 2: „Qua de re disseruit Diu. Praeses
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.