Full text: Erster Band (1. Band)

108 5H. AM. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
niemals gesehen hatte. Von Mitte 1870 bis Mitte 1873 wurden 
958 Aktiengesellschaften gegründet mit einem Aktienkapital von 
3600 Millionen Mark.*) 
Eine ähnliche Bewegung hatte bereits früher in Oesterreich 
begonnen. Dem Kriege von 1866 war eine außergewöhnlich gute 
Ernte in Böhmen und 1868 eine solche in ganz Oesterreich gefolgt. 
Mit dem erweiterten Eisenbahnnetz gelang es Oesterreich in einem 
Jahre, für fast 200 Millionen Gulden Getreide auszuführen.“) 
Der Geldzufluß und die damit verbundene günstige Wirthschaftslage 
erweckte auch dort die Unternehmungslust, die sich zunächst dem 
Eisenbahnbau, dann aber auch den Bank— und Industrie-Unter⸗ 
nehmungen zuwendete. In Wien und Pest waren bereits in den 
Jahren 1868 und 1869 Aktiengesellschaften mit einem Kapital von 
1309 Millionen Gulden gegründet worden, auf welche 570 Millionen 
Gulden baar eingezahlt waren. Das in den Jahren 1867 bis 
1873 allein durch österreichische Aktienunternehmungen beanspruchte 
Kapital belief sich auf 2200 Millionen Gulden. **) Eine ähnliche 
Bewegung vollzog sich in den übrigen Ländern. Der „Moniteur 
des Intörôts matèriels* berechnete die Anleihen und Gründungen, 
die im Jahre 1872 von den europäischen Staaten, von Amerika 
und von Tunis an die europäischen Börsen gebracht worden 
waren, in Millionen Frances wie folgt: 
Für Staats- und Stadtanleihen. .— 5 476,94 
Filr Kredillinsütniitete 160955,80 
Für Eisenbahnen und Industrieunternehmungen. 5 208,92 
Zusammen 12641,67 
Für das erste Semester des Jahres 1873 berechnete das— 
selbe Fachblatt den Betrag der Anleihen und Gründungen auf 
7650 Millionen Franes, und zwar der Art nach für Staats- und Staͤdt⸗ 
anleihen auf 2687, für Kreditinstitute auf 1573, für Eisenbahnen 
und industrielle Unternehmungen auf 3388 Millionen Franes. Davon 
entfielen zusammen auf Deutschland 1026 Millionen Francs. Im 
ganzen wird, bei voller Berücksichtigung der Unvollständigkeit und 
Mangelhaftigkeit der vorliegenden Angaben, geschätzt, daß in einem 
*) Handwörterbuch der Staatswissenschaften V, 430. 
*8) Max Wirth, Geschichte der Handelskrisen. S. 461. 
*s5) Max Wirth, Geschichte der Handelskrisen. 4. Auflage. S. 467.
	        
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