Full text: Erster Band (1. Band)

132 — H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
geringste Neigung, den thatsächlichen Verhältnissen irgendwie Rechnung 
zu tragen, und dies ging auch aus der von ihnen eingebrachten 
Resolution hervor: 
„Es liegt in der augenblicklichen und vornber— 
gehenden Krisis kein zureichender Grund, von dem bisher 
befolgten System der internationalen Handelspolitik und 
der bestehenden Zollverträge abzuweichen.“ 
Bei der Abstimmung wurde der entschieden schutzzöllnerische 
Antrag der Süddeutschen Baumwollindustriellen mit 62 gegen 58 
Stimmen angenommen. 
Dieses Ergebniß war der vortrefflichen Organisation und der 
straffen Disziplin in dem genannten Verein zu danken. Die Mehrheit 
wäre wesentlich stärker gewesen, wenn die Vertreter der Eisenindustrie 
und eine nicht unerhebliche Zahl anderer Theilnehmer an dem 
Volkswirthschaftlichen Kongreß, die auf dem Standpunkte der Eisen— 
industriellen standen, sich hätten entschließen können, gleichfalls für 
die Resolution der Baumwollindustriellen zu stimmen. Daß dies 
nicht geschah, war ein Fehler; denn die Referate wie die Ver— 
handlungen hätten zu der Ueberzeugung führen müssen, daß von 
den Vertretern des Freihandels im Volkswirthschaftlichen Kongreß 
keine Einsicht und kein Entgegenkommen zu erwarten war. 
Dieser Beschluß des Volkswirthschaftlichen Kongresses erregte 
ungeheures Aufsehen, nicht weil man einen Gesinnungswechsel der 
freihändlerischen Mitglieder der früheren Kongresse darin erblickte, 
sondern weil man jetzt erst zu begreifen begann, daß eine fest— 
geschlossene Partei den Kampf gegen den radikalen Freihandel mit 
Entschlossenheit zu führen bereit war. An diesen Kampf hatte Niemand 
ernstlich glauben mögen. Die unbestrittene Herrschaft des Manchester— 
thums in Deutschland für alle Zeit war als feststehende Thatsache 
betrachtet worden. Es erhob sich daher ein förmliches Wuthgeschrei 
in der freihändlerischen Presse gegen diejenigen, die den Beschluß 
in München herbeigeführt hatten. 
Der zweite Akt des jetzt mit voller Schärfe hervortretenden 
Kampfes sollte in der bevorstehenden Session des Reichs— 
tages spielen. Im ganzen Deutschen Reiche war man an der 
Arbeit, Petitionen entweder für die unveränderte Ausführung des 
Gesetzes vom 7. Juli 1873, in Bezug auf die Eisenzölle, oder für
	        
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