Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 153
Die Versammlung beschloß sodann, die „Deutsche Börsen- und
Handelszeitung“ zu ihrem Organ zu bestellen. Zum Geschäfts—
führer des Centralverbandes wurde der Ingenieur Dr. H. Grothe—
Berlin gewählt.
In dem Protokoll heißt es dann wörtlich: „Herr von Kar—
dorff schließt hierauf die Sitzung und weist darauf hin, welche
wichtigen Zielpunkte sich dem Verbande bereits in nächster Zeit
durch Ablauf der Handelsverträge bieten, wie nothwendig daher
eine Einigung aller Industrien gewesen sei, welche noch so viele
andere wichtige Interessen, wie die Regelung der Arbeiterverhältnisse,
die Remedur der Tarife, den Bau von Kanölen gemeinsam habe;
Redner hebt nochmals hervor, daß der Verband nur wirthschaft—
liche Zwecke verfolge und die Frage vom „Schutzzoll und Frei—
handel“ nicht auf seine Fahne geschrieben habe, vielmehr sich von
unfruchtbaren Prinzipien-Debatten fernhalten wolle. Freilich haben
bereits auf die unvollständigen Nachrichten hin, die über die Ver—
sammlung im Dezember seitens des Verbandes verlautet worden
sind, eine große Zahl der wunderlichsten Angriffe und die Unter—
schiebung abenteuerlicher Absichten stattgefunden, und einzelne Preß—
organe haben in Bezug auf Erfindung viel geleistet, ebenso in
Bezug auf dunkle Darstellung, — allein alle diese Verkehrtheiten
konnten dem Zustandekommen des Centralverbandes nicht schaden,
sondern dasselbe nur fördern, weil derartige unmotivirte Mit—
teilungen und Erdichtungen sehr leicht durchschaut werden und sich
meistens selbst kennzeichnen. Unter anderen schönen Sachen hat
man auch dem Verbande die Reaktion zugesprochen. Da nun aber
die Freunde und Glieder unseres Verbandes sowohl auf der
äußersten Rechten als in der Fortschrittspartei, sowohl unter den
Nationalliberalen als bei den Konservativen, kurz in allen Parteien
zu finden sind, so erläutert diese Thatsache den Werth solcher
tendenziösen Behauptungen von selbst. Daß der Centralverband
natürlich dahin zu wirken suchen wird, daß mit der Industrie und
den Verhältnissen der nationalen Arbeit vertraute, kenntnißreiche
Männer in den Reichstag gewählt werden möchten, ist selbstredend,
denn in dieser Hinsicht fehlt es dem Reichstag sehr wesentlich, und
andererseits hat die Industrie volles Recht, darüber unzufrieden
zu sein, daß ihre Interessen so wenig genügendes Verständniß im
Reichstag finden.“