Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 57
noch keines der großen politischen Blätter damals Stellung für
den Centralverband genommen hatte. Dr. Grothe sagte dann weiter,
daß der Centralverband vom ersten Moment seines Zusammentrittes
an nichts Anderes erstrebt habe als Parität in den Zollverträgen,
Erleichterung der Kommunikation u. s. w. und dieser Fahne sei er
stets treu geblieben und werde es bleiben.
Die Regelung des Stimmrechtes gab zu einer längeren Er—
örterung Veranlassung.
Auf Antrag des Generalsekretärs Bueck wurde beschlossen:
„Das Präsidium und die Ausschüsse werden ermächtigt, wie
bisher Vertreter der neuhinzutretenden Vereine in den provisorischen
Ausschuß zu cooptiren, da dessen Vorgehen nach dieser Richtung
das volle Vertrauen des Centralverbandes verdient.“
In Besprechung der Angelegenheiten des Centralverbandes
führte A. Lohren-Potsdam in längerer Rede aus, daß sich der
Centralverband jetzt voranstellen müsse, um für Handel und Industrie
das zu erkämpfen, was nöthig sei. Was der Handelstag für den
Handel sei, müsse der Centralverband für die Industrie werden.
Er müsse sich seine selbständige Stellung bewahren, aber eine Instanz
bilden für die Regierung und die Industrie. Die Regierung müsse
und werde den Centralverband als solche anerkennen. Dieser
wolle ja nicht allein entscheiden, sondern stelle seine Erfahrungen,
sein Wissen, seine Kraft der Regierung zur Verfügung und wolle
mitwirken, daß die richtigen Wege mit richtigem Takt gefunden
würden, daß tüchtige einsichtsvolle Personen an die Spitze träten
und einmüthig und gerecht zum Wohle der nationalen Arbeit beitrügen.
Nachdem sich zahlreiche Mitglieder in gleicher Weise aus—
gesprochen hatten, wurde folgender Antrag des Vorsitzenden
von Kardorff angenommen.
„Eine Adresse an den Herrn Reichskanzler und die hohe
Bundesregierung zu richten mit der ergebenen Bitte, daß der
Centralverband in allen die Industrie und den Handel angehenden
Fragen gehört werde.“
Am folgenden Tage, am 6. Mai, wurde die inzwischen von
einer Kommission entworfene Eingabe festgestellt und angenommen.
Aus ihr ergiebt sich, daß dem Centralverband bis dahin folgende
Vereine beigetreten waren:
1. der Verein Süddeutscher Baumwollindustrieller, 2. Verein
der rheinisch-westfälischen Baumwollindustrie, 3. Verband der Müller