180 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
strengender Arbeit berathen wurden. Schließlich wurde der Tarif
in der Vollversammlung von allen Industrien gemeinschaftlich be—
rathen und mit der Maßgabe festgestellt, daß er noch einer General—
versammlung des Centralverbandes unterbreitet werden solle.
Die Leipziger Versammlung ist dadurch noch besonders er—
wähnenswerth, daß der damalige Kommerzienrath Meckel aus
Elberfeld die Bildung eines volkswirthschaftlichen Senates nach
dem Vorbilde des französischen Conseil supérieur du commerce, de
L'industrié et de lagriculture befürwortete. Die Versammlung
erfaßte diesen Gedanken mit außerordentlicher Lebhaftigkeit und
gab dem genialen Vertreter desselben in warmen Beifallsbezeugungen
ihre Zustimmung zu erkennen.
Die in Frankfurt beschlossene Generalversammlung des Central—
verbandes, oder, wie sie von dem Präsidium des letzteren genannt
wurde, der zweite Kongreß deutscher Industrieller am 21. und
22. Februar 1878, zu Berlin übertraf in seiner äußeren Erscheinung
die weitesten Erwartungen und rechtfertigte vollauf auch die in
Bezug auf den Verlauf gehegten Hoffnungen.
Fast 700 Industrielle aus allen Theilen Deutschlands,
darunter die hervorragendsten Vertreter der bedeutendsten Industrien,
waren erschienen. Die Versammlung wurde von dem Präsidenten
Schwartzkopff eröffnet. Nachdem er die Anwesenden begrüßt
hatte, sagte er:
„Wenn das Präsidium durch meinen Mund die Bitte an Sie
richtet, die inhaltreiche Tagesordnung mit derselben Würde und
Entschiedenheit wie bei früherer Gelegenheit zu erledigen, so weiß
es, daß daraus ein großer Gewinn für uns alle erwachsen wird.
Alle unter Ihnen, die der Frankfurter Versammlung beiwohnten,
werden die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Desiderien und
Anforderungen, die wir damals stellten, wie wir sie heute stellen,
und neue daran knüpfen, jedenfalls berechtigter Natur sind. Un—
verkennbar ist es, daß die allgemeine Strömung unseren An—
schauungen sich zuneigt in allen Regionen; darin liegt wohl
schon der Beweis, daß wir Unbilliges nicht fordern. Die heutigen
Verhandlungen werden aber auch zeigen, daß wir berechtigt sind,
Wünsche auszusprechen, um der Nothlage der Industrie fördersamst
ein Ende zu machen oder doch wenigstens eine Besserung herbei—
zuführen.“