182 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
autonomen Zolltarifs für nothwendig und wünscht, daß der von 
dem Centralverbande ausgearbeitete autonome Tarif als Grundlage 
für den ersteren erachtet werde. Die Generalversammlung beschließt 
demgemäß, 
1. eine Petition in diesem Sinne an den Bundesrath und 
Reichstag zu richten, zugleich 
2. den ersteren zu ersuchen, über den Antrag Preußens hinaus 
eine Enquete nicht nur für die Eisenindustrie, sondern für die 
gesammte Industrie zu veranstalten.“ 
Nachdem auch der Korreferent Direktor Frommel-Augsburg 
die gestellten Anträge sehr eingehend besprochen hatte, wurden diese 
von der Versammlung einstimmig angenommen. Am folgenden 
Tage gelangte nach sehr ausführlicher Erörterung der vom Direktorium 
unterbreitete autonome Tarif mit allen gegen eine Stimme zur 
Annahme. 
Am Morgen des ersten Verhandlungstages hatte die durchaus 
freihändlerische „Nationalzeitung“ die Nachricht von dem Entschlusse 
der Regierung verbreitet, eine Enquete, jedoch nur über die Lage 
der Eisenindustrie, anzustellen. Wenn diese Nachricht in der Hoff— 
nung verbreitet worden war, daß sie geeignet sein könnte, eine 
Spaltung in der Versammlung des Centralverbandes herbeizu— 
führen, so hatte man nicht mit der Einsicht und Einmüthigkeit der 
Industriellen gerechnet. Die Vertreter der Eisenindustrie waren 
weit entfernt, sich mit dieser Abschlagszahlung zufrieden zu geben, 
sondern nach wie vor fest entschlossen, die Forderung der Gesammt— 
industrie nach einer Enquete zu unterstützen. Aber noch in einer 
anderen Beziehung erlitten die Hoffnungen und Voraussetzungen 
der Freihandelspartei eine außerordentliche Enttäuschung. Die gegen 
eine Stimme erfolgte Annahme des autonomen Tarifs in der 
Generalversammlung des Centralverbandes war eine ausdrucksvolle 
Widerlegung der von der Freihandelspartei so häufig ausgesprochenen 
Ansicht, daß die vereinigte Schutzzollpartei, wenn es sich um die 
Festsetzung der Zölle handeln würde, in heftigem Kampfe der 
Industriellen unter sich auseinanderfallen werde. 
Während der Bearbeitung des autonomen Tarifs im Central— 
verbande waren freilich scharfe Gegensätze zwischen einzelnen In— 
dustrien hervorgetreten, die sich aus der Verschiedenheit der Interessen 
von selbst ergaben. Diese Gegensätze hatten sich sehr erheblich 
geltend gemacht besonders zwischen den Erzeugern und Verbrauchern