Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 189
sich bestrebt hatten, ein Ziel zu erreichen, das uns befähigte, anderen
Kulturstaaten gegenüber, mit unserer relativ ungünstigen Grundlage,
den Kampf mit der Weltindustrie zu bestehen. Wenn heute die
Versammlung in der alten Reichsstadt Augsburg und in einem
Saale tagt, in dem Fürsten, Kaiser und Könige in früheren Jahr—
hunderten vereinigt waren, so möge dies ein gutes Omen für die
fernere Thätigkeit des Centralverbandes bilden.“
Zum ersten Male seit seiner Begründung hatte eine Regierung
Vertreter zu einer Versammlung des Centralverbandes entsendet.
Es waren seitens der bayerischen Regierung der Ministerialrath
Brauwart und der Staatsrath Regierungspräsident von Hoer—
mann erschienen. Ersterer begrüßte die Versammlung mit freund—
lichen Worten. Dasselbe geschah seitens des Oberbürgermeisters
Fischer namens der Stadt Augsburg. In längerer inhaltreicher
Ansprache wies er den Vorwurf der Inkonsequenz und des Ge—
sinnungswechsels zurück, der den süddeutschen Männern gemacht
werde, die im Jahre 1863 für den Handelsvertrag mit Frankreich
und damit für die weitgehenden Zollermäßigungen und jetzt für
den schutzzöllnerischen neuen autonomen Tarif eingetreten seien.
Mit Recht hob er hervor, daß es sich damals um eine wesentlich
politische Frage, um die Behauptung der Hegemonie Preußens
Oesterreich gegenüber, gehandelt habe, und daß jetzt die wirth—
schaftliche Ausgestaltung des Vaterlandes das Ziel sei. Auch
den weiteren Vorwurf, daß die Vertreter der neuen Wirth—
schaftspolitik des Fürsten Reichskanzlers, soweit sie den liberalen
Parteien angehörten, die liberale Sache verrathen hätten, wies er
in entschiedener Weise zurück, da es sich hier um rein wirthschaft—
liche und nicht um politische Fragen handele. Seine Ausführungen
wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Im Namen der
Handelskammer von Schwaben und Neuburg begrüßte deren
Präsident, Hertel-Augsburg, die Versammlung.
Hierauf schilderte der Stellvertreter des Vorsitzenden, Direktor
Haßler-Augsburg, die Thätigkeit des Centralverbandes, die dieser
von seiner Begründung ab zur Erreichung seiner Ziele entwickelt
hatte. Dabei bemerkte Haßler jedoch, daß, wenn es den Mit—
gliedern des Verbandes wohl gestattet sei, freudig und mit den
Gefühlen der Befriedigung und Genugthuung auf die Resultate
ihrer harten Arbeit der letzten Jahre zurückzublicken, er doch davor
warnen müsse, den Erfolg sich selber und denjenigen Mitgliedern