Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 203 
Von besonderer Bedeutung war die am 14. Mai 1884 im 
Architektenhause in Berlin abgehaltene „Generalversammlung““) 
durch die Mitwirkung des Staatssekretärs des Reichsamts des 
Innern, Staatsminister von Bötticher, und des Geheimen Ober— 
Regierungsraths im gleichen Amte Gamp. Der Geheime Finanz— 
rath Jencke, Vorsitzender vom Direktorium der Firma Fried. 
Krupp in Essen, der sich im Ausschuß des Centralverbandes bereits 
bei früheren Berathungen der geplanten Unfallversicherung in einer 
für die Mitglieder höchst instruktiven Weise betheiligt hatte, trat 
in dieser großen Versammlung zum ersten Mal als Referent be— 
züglich des die Unfallversicherung der Arbeiter betreffenden Gesetz— 
entwurfes vor die Mitglieder des Centralverbandes. Nach diesem 
Referat, in dem die Ansichten des Centralverbandes in fesselnder 
Darstellung eingehend und umfassend vertreten waren, legte der 
Staatsminister von Bötticher den Standpunkt der verbündeten 
Regierungen in längerer Rede dar, und Geheimrath Gamp be— 
theiligte sich lebhaft an den der Rede des Ministers folgenden 
Verhandlungen. 
Dieser Versammlung folgte die Ausschußsitzung und Delegirten— 
versammlung am 3. und 4. Oktober 1884 zu Frankfurt a. M.,“) 
die unter der Mitwirkung des Präsidenten vom Reichsversicherungs— 
amt, Dr. Bödiker, durch ihre Arbeiten so wesentlich zur schnellen 
Durchführung der Unfallversicherung der Arbeiter beitrug. 
Die Delegirtenversammlung in Köln am 5. und 6. Oktober 
1885***) ist besonders erwähnenswerth; ihr Verlauf giebt eine sehr 
treffende Charakteristik des scharfen Gegensatzes, der durch eine, an 
sich freilich höchst bedeutungsvolle Frage selbst unter den Mit— 
gliedern des Centralverbandes hervorgerufen worden war. 
Als eine der Ursachen des traurigen Niederganges in den 
siebenziger Jahren war von weiten Kreisen die auf der Grundlage 
der Goldwährung erfolgte Reform des deutschen Geldwesens be— 
zeichnet worden, deren endgiltige Durchführung mit der Demoneti— 
sirung des Silbers verbunden sein mußte. Die Gegner der Reform 
und somit der Goldwährung erblickten in dieser die Ursache eines 
unaufhaltsamen Sinkens aller Preise und damit einer andauernden, 
*) Verhandlungen ꝛc. Heft 28. 
**) Verhandlungen ꝛc. Heft Nr. 29. 
rVerhandlungen ꝛc. Heft 31