Full text: Erster Band (1. Band)

204 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
verheerenden Krisis, die nur behoben werden könne durch Ein— 
führung der Doppelwährung, deren internationale Regelung sie 
erstebten. Der Reichskanzler Fürst Bismarck hatte sich unverkenn— 
bar diesen Ansichten zugeneigt. Als er dieser Meinung durch die 
Inhibirung der deutschen Silberverkäufe im Jahre 1879 thatsäch— 
lichen Ausdruck verliehen hatte, entbrannte ein Kampf zwischen 
den Anhängern und Gegnern der Goldwährung, der fast mit 
ähnlicher Leidenschaft wie der soeben zum Abschluß gelangte Kampf 
zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern geführt wurde. Im 
Gegensatz zu diesem, bei dem die Mitglieder des Centralverbandes 
in voller Uebereinstimmung der Ansichten fest zusammen gestanden 
und dadurch bedeutende Erfolge erzielt hatten, theilten sie sich 
hinsichtlich der Währungsfrage in zwei Lager, wodurch der Kampf 
auch in den Centralverband gezogen wurde. 
Um eine Klärung der Ansichten über diese wichtige Frage 
und, wenn thunlich, eine Verständigung herbeizuführen, setzte das 
Direktorium die Währungsfrage auf die Tagesordnung der er— 
wähnten Delegirtenversammlung in Köln. Bei der am Abend vor 
der Versammlung veranstalteten geselligen Zusammenkunft der 
Mitglieder zur gegenseitigen Begrüßung zeigte es sich jedoch bereits, 
daß eine Verständigung ausgeschlossen sei. Mit sichtlicher Erregung 
wurde in einzelnen Gruppen über die Frage gesprochen, und die 
Gegner der Goldwährung verhehlten ihre Absicht nicht, sich vom 
Centralverbande zu trennen, wenn sie in der Versammlung unter— 
liegen sollten. Sie hatten mit großem Erfolge eine rührige 
Thätigkeit entwickeltt, um ihre Anhänger zum Besuche der Ver— 
sammlung zu bewegen, und dem Centralverbande eine nicht un— 
erhebliche Anzahl neuer Mitglieder zugeführt, die ersichtlich nur zu 
dem Zwecke beigetreten waren, um die Stimmen der Bimetallisten 
zu vermehren. Andere alte Mitglieder des Verbandes hatten zu 
demselben Zwecke ihren Beitrag wesentlich erhöht. Die Gegner der 
Goldwährung hatten unverkennbar mit langer Hand die Vor— 
bereitungen zu einer großen Aktion getroffen, die durchaus nicht 
im Plane des Direktoriums gelegen hatte. Dieses beabsichtigte 
nicht eine prinzipielle Entscheidung im Centralverbande herbei— 
zuführen, es wurde vielmehr von dem Wunsche geleitet, unter 
thunlichstem Ausschluß aller theoretischen Erörterungen, die große 
Frage lediglich von praktischen Gesichtspunkten aus zu erörtern. 
Demgemäß war auch die Tagesordnung gefaßt worden; sie lautete:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.