Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 245
Im Sommer des Jahres 1889 war, auf Anregung des
Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen
in Rheinland und Westfalen, von mehreren Vereinen der Beschluß
gefaßt worden, eine Kommission nach England zu entsenden
zu dem Zwecke, sich aus eigener Anschauung über die dortigen
Arbeiterverhältnisse näher zu unterrichten. In erster Reihe sollten
die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern und die
Maßnahmen zur Verhütung bezw. Beilegung solcher Streitig—
keiten ins Auge gefaßt werden. Weiter war der Kommission die
besondere Aufgabe ertheilt, sich mit den englischen Arbeiterver—
einigungen, den Trade Unions, und dem Wesen und Wirken
derselben zu beschäftigen. Die erwähnten Vereine waren:
„Der Centralverband Deutscher Industrieller in Berlin; der
Verein zur Wahrung der wirthschaftlichen Interessen von Handel
und Gewerbe in Berlin; der Verein zur Wahrung der gemeinsamen
wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen in Düssel⸗
dorf; die Nordwestliche Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und
Stahl⸗Industrieller in Düsseldorf; und der Verein für die bergbaulichen
Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund in Essen a. d. Ruhr“.
Die Kommission war gebildet aus dem Geschäftsführer des
Centralverbandes Bueck, dem Generalsekretär des wirthschaftlichen
Vereins in Düsseldorf, Dr. Beumer, und dem Fabrikbesitzer
Theodor Möller-Kupferhammer bei Brackwede, Mitglied des
Ausschusses des Centralverbandes sowie des Wirthschaftlichen
Vereins in Düsseldorf. Dieser Kommission hatte sich noch der
Fabrikbesitzer Caron-Rauenthal bei Ritterhausen-Barmen an—
geschlossen. Die Kommission trat ihre Reise am 24. September
1889 an und kehrte, nachdem sie alle bedeutenden Industriebezirke
in England und Schottland besucht hatte, am 21. Oktober desselben
Jahres zurück.
Im Verlaufe ihres Aufenthaltes in England hatte die
Kommission fünf vertrauliche Berichte abgefaßt, deren jeder sofort
nach Fertigstellung dem Bureau des Centralverbandes in Berlin
zur Vervielfältigung und Versendung an die Vorstandsmitglieder der
vorerwähnten Vereine übermittelt wurde. Diese tagebuchartigen
Berichte hatten den Zweck, die gemachten Beobachtungen und decs
in vielfachen Unterredungen mit Personen aus den verschiedensten
Berufen Gehörte festzulegen; ferner den Vorständen fortlaufend
Mittheilungen über die Thätigkeit der Kommission zu machen. Nach