Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 247—
was zu verheimlichen gewesen wäre, wurde die schleunige Ver—
öffentlichung der Berichte und der mündlichen Mittheilungen der
Kommissionsmitglieder beschlossen.
Die bereits erwähnte, von den Vorständen der verschiedenen
Verbände und Vereine zur weiteren Bearbeitung der Berichte ein—
gesetzte Kommission sollte ihre Arbeiten Anfang Februar 1890
beginnen. Die zu jener Zeit hervortretende Bewegung unter den
Arbeitern ließ es jedoch zweckmäßig erscheinen, den auf den
1. Februar anberaumten Termin des Zusammentritts der Kommission
zu vertagen. Eine weitere Hinausschiebung erschien angezeigt mit
Rücksicht auf die auf den 20. Februar anberaumten Reichstags—
wahlen. Der Auftrag der Kommission, auf Grund der erstatteten
Berichte in eine Berathung der Arbeiterverhältnisse in Deutschland
einzutreten und eventuell auch Vorschläge für eine anderweitige
Gestaltung der Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
zu machen, war durch die Entwickelung der Verhältnisse in der
Zwischenzeit und besonders durch die kaiserlichen Erlasse vom
4. Februar 1890 im wesentlichen als überholt zu erachten. Trotz-
dem hielt das Direktorium des Centralverbandes es doch für
geeignet, die Kommission zu einer Sitzung auf den 21. März einzu—
laden, die in Verbindung mit einer Ausschußsitzung des Central—
verbandes stattfand. In dieser Sitzung führte die bereits ange—
deutete Auffassung, daß die Aufgabe der Kommission durch die von
allerhöchster Stelle ergriffene Initiative in Bezug auf die Arbeiterver—
hältnisse als überholt zu betrachten sei, die Mitglieder zu dem
Beschlusse, die Kommission aufzulösen.
In dieser Sitzung verbreitete sich die Mittheilung von dem
Rücktritt des Fürsten Reichskanzlers. Infolge dessen beschloß das
Direktorium in seiner am 21. März abgehaltenen Sitzung, dem
Fürsten anläßlich seines Scheidens aus dem Amte eine Dankadresse
zu überreichen.
Die Adresse lautete:
Berlin, den 21. März 1890.
„Ew. Durchlaucht! Die Kunde von Ew. Durchlaucht Rück—
tritt hat das deutsche Volk tief erschüttert. Von Wehmuth ergriffen,
nahen wir uns, um den Empfindungen Ausdruck zu geben, von
denen die deutschen Industriellen durch diesen hochernsten Vorgang
bewegt werden.