Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 277—
schied zwischen den Versammlungen der Arbeiter und denen der
Unternehmer zu machen. Auf diese Denunziation fanden von
Wiesbaden aus polizeiliche Erhebungen beim Centralverbande statt,
die aber weiter keine Folgen hatten. Auf Grund dieser Vorgänge
hatte das Direktorium auf die Tagesordnung derselben Ausschuß⸗
sitzung*) die Erörterung folgenden Gegenstandes gesetzt:
„Besteht für den Centralverband Deutscher Industrieller und
ähnliche Vereinigungen die Verpflichtung, ihre Sitzungen und Ver—
sammlungen gemäß 881 und 8 der „Preußischen Verordnung über
die Verhütung eines die gesetzliche Freiheit und Ordnung ge—
fährdenden Mißbrauches des Versammlungs- und Vereinsrechtes
vom 1. März 1850“ polizeilich anzumelden?“
Ueber den Gegenstand referirte Rechtsanwalt Wandel-Essen.
Die Versammlung gelangte zu dem Beschluß, die Sitzungen des
Ausschusses des Centralverbandes sowie Sitzungen der von diesem
ernannten Kommissionen nicht anzumelden, dagegen die Versamm⸗
lungen der Delegirten und die größeren Versammlungen der un—
mitielbaren und der mittelbaren Mitglieder des Centralverbandes,
auf die allein sinngemäß die Bestimmungen der angezogenen
preußischen Gesetze und Verordnungen sich beziehen können, der
Bestimmung dieser Verordnung entsprechend in Zukunft polizeilich
anzumelden.
In der Delegirtenversammlung vom nächsten Tage**) wurde
das Direktorium durch Zuruf wiedergewählt. Es bestand somit
auch weiter aus dem Reichsrath von Haßler, Geh. Finanzrath
Jencke, Generalkonsul Russell, Hüttenbesitzer Vopelius und
Geh. Regierungsrath a. D. König.
Am 3. Juli desselben Jahres hatte der von allen Mitgliedern
des Centralverbandes hochverehrte Vorsitzende desselben, Reichsrath
Haßler, sein 70. Lebensjahr beendet. Im Auftrage des Aus—
schusses hatten sich das Mitglied des Direktoriums Vopelius und
der Geschäftsführer nach dem in Tyrol gelegenen Sommersitze
Haßlers, Waidring, begeben, um ihm eine Adresse zu überreichen,
die folgenden Wortlaut hatte:
„Der Ausschuß des Centralverbandes hat uns den ehren⸗
vollen Auftrag ertheilt, Sie, hochgeehrter Herr Reichsrath, zur
*)Ausschußsitzung vom 29. April 1898, Verhandlungen ꝛc. Heft Nr. 79, . J.
**) Ebenda S. 21.