312 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
verband eifrig darnach streben, die Landwirthschaft aufzuklären und
sie zu überzeugen, daß der Fortfall der Eisenzölle die Landwirth—
schaft enorm schädige.“
Knauer stand mit diesen Ansichten keineswegs mehr allein.
Er nahm unter den Landwirthen in ganz Norddeutschland als
berühmter Züchter von Futterrübensamen eine höchst geachtete
Stellung ein. Der Uebergang der Landwirthe zur Schutzzollpartei
vollzog sich überhaupt ungemein schnell.
In Bezug auf die Eisenzölle wurde von der Versammlung
auf Antrag des Präsidiums folgender Beschluß gefaßt:
„Die Versammlung der Delegirten beauftragt das Präsidium, eine
Petition um Beibehaltung der Eisenzölle an den Reichstag zu richten.“
Die hierzu von dem Referenten Bueck weiter gestellten
Anträge wurden in folgender Fassung angenommen:
I. Wir fordern die Suspendirung des Gesetzes vom 7. Juli 1873,
also daß die Zölle auf Eisen und Stahl und die daraus gefertigten
Fabrikate, wie sie heute bestehen, über den 1. Januar 1877 hin—
aus bis auf Weiteres forterhoben werden.
II. Wir erwarten, daß die hohen Bundesregierungen zu
diesem Behufe und in unserem Sinne bei dem jetzigen Reichstage
in seiner bevorstehenden Herbstsitzung eine Vorlage einbringen und,
gestützt auf die gegen den Herbst vorigen Jahres wesentlich
verschlechterten wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes, mit allen
ihnen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Annahme der Vorlage
hinwirken werden.
III. Wir verlangen, daß bei dem bevorstehenden Abschlusse
der Handelsverträge ein billiges Gegenseitigkeitsverhältniß zwischen
den Zöllen der konkurrirenden Nachbarstaaten, namentlich Frank—
reichs und Oesterreichs, und den unserigen angestrebt werde. Dem—
gemäß wäre, falls unsere Zölle dann noch bestehen, auf die
Ermäßigung der ausländischen Zölle bis zu unseren Sätzen hinzu—
wirken; für den Fall aber, daß die Eisenzölle inzwischen in
Deutschland aufgehoben sein und die vertragsschließenden Nachbar—
staaten zu einer gleichen Maßregel nicht zu bewegen sein sollten,
wären unsere Zölle in der jetzigen Durchschnittshöhe, vorbehaltlich
einer angemesseneren Klassifikation, wieder einzuführen und so lange
unverändert zu belassen, bis die ausländischen Vertragszölle das
gleiche Niveau erreicht haben, eventuell dann gleiche Ermäßigung
in Deutschland eintreten lassen.