2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 321
einer Liste solche Männer namhaft zu machen, welche von dem
Centralverband als Sachverständige anerkannt und geschätzt werden.“
Wiederum war in diesem Schreiben die Forderung nach ein—
gehenden Ermittelungen über die Lage der Industrie und Land—
wirthschaft gestellt worden.
Vor den Neuwahlen zum Reichstag, die am 10. Januar 1877
stattfinden sollten, erließ der Centralverband einen von seinen
angesehendsten Mitgliedern aus allen Theilen Deutschlands unter—
zeichneten Aufruf, der folgenden Wortlaut hatte:
„Die seit drei Jahren schwebenden Verhandlungen über die
Eisenzölle haben einen Verlauf genommen, der allen andern
Industrien zeigen muß, was ihnen bevorsteht, wenn die zur Zeit
in den gesetzgebenden Faktoren herrschende handelspolitische Schule
ohne ein ausreichendes Gegengewicht die Wege weiterzuwandeln
vermag, die sie eingeschlagen. Das Ziel derselben, Beseitigung fast
sämmtlicher Zölle, wird von nur wenigen in Abrede gestellt, von
den meisten offen bekannt. Ob dieses Ziel, ganz an und für sich
betrachtet, wünschenswerth sei, soll hier nicht erörtert werden.
Nicht minder begehrenswerth aber wäre ohne Zweifel die Wieder—
kehr des goldenen Zeitalters überhaupt, in dem keine Steuer, keine
Sorge, kein Jammer, kein Krieg das Glück und die Zufriedenheit
auf Erden stört. Ebensowenig aber wie ein einsichtiger Patriot
dem Deutschen Reich in einem Moment, wo die Welt um uns in
Waffen starrt, zur Auflösung unseres Heeres rathen würde, um ein
gutes Beispiel zu geben und einen Schritt weiter nach jenem
schönen Ziel des ewigen Friedens hin zu thun, — ebensowenig
verträgt es sich mit der unerbittlichen Logik der Thatsachen, daß
man inmitten einer furchtbaren Krisis der unter Schutzzöllen lang—
sam großgezogenen gewerblichen Thätigkeit in Deutschland den
Schutz entzieht, bevor auch nur eine derjenigen Bedingungen erfüllt
ist, unter denen allein eine solche Maßregel segensreich zu wirken
vermöchte. Denn der Forderung des Freihandels, daß man da
müsse kaufen können, wo es am billigsten sei, steht doch als
unzweifelhaft berechtigte entgegengesetzte Forderung gegenüber, daß
man auch müsse verkaufen können, um überhaupt konsumtionsfähig
und kaufkräftig zu sein.
„Der großartige Aufschwung einzelner Zweige der deutschen
Industrie zwischen 1865 und 1873 wird von der Manchesterschule
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