Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 345 
schaft und des Handels mit bestimmten Forderungen hervorzutreten. 
Wir haben nur von Haus aus damit betonen wollen, daß wir 
einen Gegensatz zwischen den drei großen Gebieten des menschlichen 
Arbeitsfeldes nicht kennen, und daß wir für die Industrie nichts 
beanspruchen, was nicht zugleich der Landwirthschaft und dem 
Handel zu gute kommen dürfte. Der Kern unserer Anträge bezieht 
sich freilich zunächst nur auf die nothleidende vaterländische In— 
dustrie im engeren Sinne, und wir werden im hohen Grade 
dankbar und durchaus zufriedengestellt sein, wenn Ew. Durchlaucht 
eine Enquete in diesen engeren Grenzen herbeiführen würden.“ 
Die Denkschrift beschäftigte sich dann weiter mit der Anordnung 
der Enquete, den Fragen, welche durch sie zu beantworten sein 
würden, insbesondere mit den Fragebogen für die Baumwollspinnerei 
und Weberei und mit der Zusammensetzung der Enquetekommission. 
Es waren dann noch zahlreiche hervorragende Industrielle genannt, 
die als geeignet zur Vernehmung bezeichnet wurden. In den 
Anhängen befand sich eine eingehende Darstellung des Rückganges 
der hervorragendsten deutschen Industrien. 
Auf die Petition an Se. Majestät den Kaiser, von welcher 
dem Reichskanzler eine Abschrift zugegangen war, wurde dem 
Präsidenten des Centralverbandes mitgetheilt, daß eine Enquete in 
einem so großen Umfange, wie sie in Frankfurt beantragt worden 
sei, nicht zur Ausführung gelangen könne, weil sie zu viel Zeit 
in Anspruch nehmen und auch in diesem Umfange zu einer gedeih— 
lichen Erschöpfung des Themas nicht führen würde. Dagegen 
wurde die Geneigtheit ausgesprochen, über die Industrie im engeren 
Sinne eine solche Untersuchung zu veranstalten. 
Inzwischen waren die Freihändler nicht müßig. Neben dem 
Volkswirthschaftlichen Kongreß war wesentlich von den an— 
gesehensten Inhabern akademischer Lehrstühle 1872 ein Verein 
für Sozialpolitik begründet worden. Diese beiden Vereinigungen 
vertraten zwei verschiedene Schulen der Nationalökonomie. Der 
Volkswirthschaftliche Kongreß ging von der Ansicht aus, daß das 
Wohl der Gesammtheit, die Wohlfahrt aller, am besten gefördert 
und gekräftigt werde durch die gänzlich ungehinderte freie Be— 
wegung, durch den unbedingt freien Verkehr nach allen Richtungen. 
Er bekämpfte daher alle Maßnahmen, die geeignet waren oder sein
	        
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