Full text: Erster Band (1. Band)

356 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
das Interesse des Landes sind sie aber durch eine unverrückbare 
Solidarität gebunden; sie müssen Rücksicht nehmen auf die Macht 
der Thatsachen, sie müssen Rücksicht nehmen auf die Natur der 
Produktion, auf die Lage der Industrie, und zwar Rücksicht nehmen 
durch den Tarif, und dieser Tarif muß eine Verkörperung des 
traditionellen nationalen Gedankens und nicht die Herrschaft der 
augenblicklichen Verhältnisse repräsentiren.“ Der Minister verwies 
dabei mit Genugthuung auf die protektionistische Handelspolitik, 
welche jenen traditionellen nationalen Wirthschaftsgedanken in 
Frankreich verwirklicht hat, und er konnte sagen: „wir haben es 
nicht zu bereuen.“ Meine Herren, er sagte ferner: „Die Frei— 
handelsschule lehrt uns folgendes Prinzip: eine Nation soll nur 
diejenigen Industrien betreiben, die zu betreiben ihr zu den billigsten 
Preisen die Natur gestattet.“ Wie verhält sich der Minister dazu? 
Nous repoussons formellement ce principe“, sagte er, — „wir 
stoßen dieses Prinzip zurück als unvereinbar mit der Größe und 
Selbständigkeit eines Staates, als unannehmbar für Frankreich, 
als ruinirend für unsere besten Industrien. Daher braucht Frank⸗ 
reich ein Schutzsystem, welches zwar nicht blind, nicht unwandel— 
bar, nicht exzessiv sein darf, aber wir müssen es haben.“ Und 
was haben wir in Deutschland gethan? Ist bei uns der tradi⸗ 
tionelle nationale Gedanke in der Wirthschaftspolitik zum Durch⸗ 
bruch gekommen? Nein, meine Herren. Umworben von einer 
glänzenden, schönen Idee, die uns England als Morgengabe bot, 
haben wir uns England hingegeben und suchen diese Morgengabe 
uns zu erhalten, indem wir das Verhältniß fortsetzen. 
„Wie hat Frankreich es gemacht, als es von derselben Idee 
umworben wurde? Darüber hat uns auch ein französischer 
Staatsmann ein gutes Wort gesagt. In der Parlamentsverhand⸗ 
lung in England vom 26. Februar 1846 schloß Herr Robert 
Peel eine seiner glänzendsten Reden für den Freihandel mit dem 
Ausruf: „Vorwärts oder Rüchschritt! Wählen Sie meine Herren, 
aber wählen Sie gut, die Augen der Völker sind auf uns gerichtet. 
Die Nationen erwarten mit Aufmerksamkeit die Resultate unserer 
heutigen Verhandlung. Sardinien ist im Begriff, einen liberalen 
Tarif einzuführen, Neapel folgt ihm, Preußen ist erschüttert, 
Frankreich wird uns nachahmen.“ Dazu bemerkte etwas über ein 
Jahr später, am 30. März 1847, der französische Staatsmann 
Lanyer, anknüpfend an diesen Ausruf Peels: „„Meine Herren,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.