2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 359
Mein Freund sagte mir einst: „Wenn im Abgeordnetenhause einmal
eine wirthschaftliche Frage kam, so fiel es keiner Fraktion ein, die—
selbe zu erörtern, sondern es hieß: „da haben wir ja den Prince—
Smith, den Faucher und den Michaelis, die kennen das und
werden das schon machen“. Er hat mir das so gesagt, und ich
habe diese Schilderung auch von anderer Seite bestätigen hören.
Die Herren hatten keine Zeit für wirthschaftliche Fragen und
hatten den blinden Glauben an die Richtigkeit der Ansichten dieses
Triumvirats.
„Bezüglich des Zollvereins hat der geehrte Vorredner schon
gesagt, daß wir nicht Gegner des Zollvereins sind. Wir sind
Anhänger des Zollvereins gewesen, wir glauben aber, daß er um
seine guten Traditionen gebracht ist, daß er nach einer anderen
Richtung gedrängt wurde, als die ihm von Hause aus vorgezeichnet
war. Wenn aber dabei von einer gewissen Verwirrung der An—
sichten gesprochen wurde, die jetzt Platz gegriffen habe, so möchte
ich mir doch erlauben, darauf aufmerksam zu machen, daß ein
Theil dieser Verwirrung auf die Herren Freihändler zu schieben
ist, die mit einer ganz kleinen Eskamotirung das Wort „Handels—
freiheit“ in „Freihandel“ verkehrt haben.
„Ich möchte dann, um alle Mißverständnisse zu vermeiden,
mich besonders dagegen verwahren, daß ich die Objektivität der
Handelskammern in ihrem Gutachten in Frage gestellt habe. Das
ist mir durchaus nicht eingefallen. Alle Achtung vor den Handels—
kammern, ich würde niemals die Objektivität einer deutschen
Handelskammer in Frage stellen, aber zuweilen das richtige Ver—
ständniß für industrielle Angelegenheiten, wenn eine Handelskammer
hauptsächlich aus Handelstreibenden besteht.
„Nun möchte ich mir erlauben, Herrn Professor Held zu er—
widern, daß selbst wenn nur Eisenindustrielle bei der Enquete
gefragt werden, doch schon sehr bedeutende Wahrheiten zu Tage
kommen können. So z. B. ist bei der ganzen Bemessung unseres
Tarifes und unserer Zölle von großer Bedeutung die Frage der
Selbstkosten. Wenn Sie nur diesen Punkt allein klarstellen, werden
Sie sicherlich schon eine bedeutende Grundlage gewonnen haben,
und diesen Punkt können Sie feststellen einzig und allein durch
Nachfrage und Nachforschung bei den Industrien, und zwar, ich
gebe es Herrn Professor Held zu, durch Einblick in die Bücher.
Da wieder eine kleine Historie. Als die Eisenzölle im Parlament