360 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
verhandelt werden sollten, traten die Vertreter der größten Werke
in Rheinland und Westfalen zusammen und schrieben einen Brief
an das Präsidium des Reichskanzleramtes, worin sie baten, dasselbe
möge die Güte haben, einen Vertreter herunter zu schicken, sie
wären bereit, jedes Buch, jede Seite, jede Zahl vorzulegen, um
die Beweise darzuthun. Das Präsidium des Reichskanzleramtes
antwortete, daß es dergleichen Aufklärungen nicht bedürfe. (Hört!)
„Auch die Konsumenten können gefragt werden, und zwar mit
größerer Leichtigkeit, als Herr Professor Held es sich denkt. Denn
wer sind die größeren Eisenkonsumenten? Die Eisenbahnen sind es.
Diese, die doch das lebhafteste Interesse an der Sache haben, nach
ihrer Ansicht zu befragen, kann so schwer nicht sein.
„Von dem Schmuggel ist sehr vieles wahr, was Herr
Dr. Braun gesagt hat. Es thut mir nur leid, daß das von ihm
erst jetzt gesagt ist. Denn das Verhältniß, welches sich nach Auf—
hebung des Kartells mit Oesterreich herausbilden wird, besteht in voller
Blüthe an der russisch-preußischen Grenze. Da hat jeder preußische
Zollbeamte den Schmuggel nach Rußland zum mindesten nicht zu
verhindern; in wieweit er ihn begünstigt, weiß ich nicht, aber er
hat keine Verpflichtung, ihm entgegen zu treten. Das Verhältniß
ist alt, und ich wundere mich, daß Herr Dr. Braun nicht schon
sehr häufig, von seinem ethischen Gefühl getrieben, dagegen pro—
testirt hat.
„Uebrigens glaube ich nicht, daß der Fabrikant einem
Schmuggler die Waaren billiger verkaufen wird als einem Anderen;
daß der Schmuggel demoralisirend wirkt, will ich nicht bestreiten.
„Nun noch eine kleine Bemerkung gegen Herrn Professor Held.
Wenn er es für vollständig ungerechtfertigt hält, daß wir den
nationalen Gedanken betonen, so muß ich dem doch auf das ent—
schiedenste widersprechen. Herr Professor Held sagt: „Jeder Schutz—
zoll muß zum Freihandel führen.“ Ich bin vollständig überzeugt
von der Wahrheit dieser Worte und ich werde ihm beistimmen,
obgleich ich die Wahrheit nicht von ihm gelernt habe, sondern ihm
nur für die Bestätigung dankbar bin; ich werde ihm beistimmen
in dem Augenblicke, wo wir für alle Nationen ein einziges Budget
haben werden. So lange das aber nicht der Fall ist, so lange
nehme ich die Berechtigung für mich in Anspruch, daß ich eine
Sache, von der ich überzeugt bin, daß sie die wirthschaftlichen
Verhältnisse des Landes fördern und damit für jeden die Ge—