390 H. A Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
„Der Centralverband Deutscher Industrieller hält es daher für
seine Pflicht, nochmals an Ew. Durchlaucht heranzutreten mit der Bitte
1. Ew. Durchlaucht wollen gütigst die Fertigstellung eines
deutschen autonomen Zolltarifs zu beschleunigen geruhen und ver—
anlassen, daß derselbe in der nächsten Session des Reichstags zur
Berathung und Beschlußfassung vorgelegt werde und
2. daß Ew. Durchlaucht gleichzeitig dahin wirken möchten,
daß bis zur Einführung des autonomen Tarifs das jetzige Ver—
trags⸗ und Tarifverhältniß mit Oesterreich-Ungarn ungeschmälert
aufrecht erhalten bleibe.“
Die Eisenenquete-Kommission hatte im Januar 1879, die
Baumwoll- und Leinen-Enquete-Kommission im Februar ihre
Thätigkeit beendet. Die Berichte der Kommissionen wurden dem
Bundesrath unter dem 12. März 1879 unterbreitet. Die vom
Bundesrath eingesetzte Kommission zur Bearbeitung eines neuen
autonomen Zolltarifs begann ihre Arbeit am 3. Januar 1879.
Es ist bereits mehrfach erwähnt, daß der vom Centralverband
ausgearbeitete und dem Reichskanzler eingereichte Entwurf eines
autonomen Tarifes dabei gute Dienste geleistet hat. Während
der Dauer der Berathungen dieser Tarifkommission wurde der Ge—
schäftsführer des Centralverbandes, Regierungsrath Beutner, von
dem Vorsitzenden der Kommission, Freiherrn von Varnbüler, un—
ausgesetzt in Anspruch genommen, um Informationen über die Lage
und Verhältnisse der einzelnen Industrien zu geben. Das von
dem Centralverband seit seiner Begründung eifrig gesammelte
Material kam hierbei in vollem Maße zur Geltung.
Am 15. und 16. Februar 1879 fand eine Ausschuß— und
Delegirtenversammlung des Centralverbandes satte Die Ver—
handlungen während dieser Versammlung sind nicht wie gewöhnlich
stenographisch aufgenommen und vollständig veröffentlicht, es ist
vielmehr über dieselbe nur in einem knappen Referat berichtet.
Zur Erörterung standen zunächst die zu dem Tarifentwurf des
Eentralverbandes eingegangenen Abänderungsvorschläge. In dem
Einladungsschreiben zu dieser Versammlung waren die Mitglieder
bedeutet worden, daß nur solche Abänderungsanträge zur Erörte—
rung gebracht werden könnten, die dem Präsidenten vorher mit
*) Verhandlungen ꝛc. Heft 9, S. 61.