2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 397
nach ihrem Vollzuge und noch lange Jahre später als ein schnöder
Schacher zur gegenseitigen, die Interessen des Gemeinwohles
schädigenden Bereicherung hingestellt und verunglimpft worden. Die
betreffenden Verhandlungen sind, soweit erforderlich, hier wörtlich
wiedergegeben, um zu zeigen, daß nur das lebhafte Streben, die
nothleidende Arbeit in Stadt und Land wieder zu heben und zu
fördern und damit der Gesammtheit des Volkes zu dienen, diese
Verständigung zu Wege gebracht hatte. Sie war eine patriotische
That im wahren Sinne des Wortes, denn nur durch sie wurde die
Mehrheit im Reichstage so fest gefügt, daß die Pläne des großen
Kanzlers mit ihrer Hilfe zur Durchführung gelangen konnten. Sie
hat der Nation unendlichen Segen bereitet.
Die Kommission für die Untersuchung der Lage der Eisen—
industrie war am 8. und 9. Juli 1878 zu einer ersten konstituiren—
den Sitzung zusammengetreten, in welcher der Geheime Bergrath
Dr. Wedding zur Aushilfe bei der Protokollführung und den
schriftlichen Arbeiten zugezogen worden war. Die Berechtigung, den
Sachverständigen Fragen vorzulegen, war ihm jedoch nicht ertheilt
worden. In dieser Versammlung waren die allgemeinen Ge—
sichtspunkte des für die Verhandlungen aufzustellenden Programms
sowie der den Sachverständigen zur mündlichen Beantwortung vor—
zulegende Fragebogen besprochen worden. In einer zweiten Tagung
der Kommission vom 16. bis 20. September 1878 waren in zweiter
Lesung die Entwürfe der Fragebogen definitiv festgestellt worden. Sie
wurden unter dem 23. September dem Präsidenten des Reichskanzler—
amtes vorgelegt und dann den ausgewählten Sachverständigen zur
Vorbereitung ihrer Vernehmung mitgetheilt. Die Vernehmungen selbst
begannen am 5. November. Als Sachverständige wurden 32 Eisen—
und Stahlindustrielle einschließlich der Vertreter der Maschinen—
fabrikation und des Schiffbaues, zwei Bergbautreibende aus West—
falen und Schlesien, zwei Vertreter von Eisenbahnverwaltungen
aus Köln und Berlin, vier Landwirthe aus der Uckermark,
Pommern, der Provinz Posen, Sachsen und aus Württemberg,
sechs Eisenhändler aus Hamburg, Stettin, Berlin, Frankfurt a. M.
und München vernommen. Die Vernehmung der 46 Sachverständigen
erfolgte in der Zeit vom 5. bis 29. November 1878 in 46 Sitzungen.
Im Januar 1879 wurde der Bericht der Eisenenquete-Kommission
dem Bundesrath übermittelt.