410 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
daß der Centralverband fest zusammenstehe und daß die Solidarität
der Interessen der Industrie sowie auch der Landwirthschaft aufs
neue betont und aufrecht erhalten werde. Die Tendenz der
Gegner gehe dahin, diejenigen zu entzweien, die die Reform herbei—
geführt hätten. Der Centralverband werde aber, eingedenk seiner
bisherigen Bestrebungen, denen die Solidarität der produktiven
Interessen zur Grundlage diene, stets treu zusammenhalten.
Der Geschäftsführer Beutner warf einen Rückblick auf die
Thätigkeit des Centralverbandes seit seinem Bestehen. Mit Bezug
auf die Aufstellung und die Bedeutung des autonomen Tarifes
führte er sehr treffend aus:
„Das kleine Häuflein von Männern, denen das Verdienst
beizumessen ist, an der Wiege unseres Centralverbandes gestanden
zu haben, sie sind von Anfang verlacht und verspottet worden,
und doch sind nur wenige Jahre vergangen, und die Lehren, die
sie vertraten, sind siegreich eingezogen in unser Volksbewußtsein,
und die kleine Minorität ist angewachsen zur Majorität im Volke
und in den gesetzgebenden Körperschaften. Wir haben es uns aber
von Anfang an zur Aufgabe gestellt, nicht zu spalten, sondern
zu versöhnen. Indem wir darauf ausgingen, eine Position nach
der anderen zu erobern, haben wir sofort die Freundschaftshand
entgegengestreck, um unsere Gegner auf unsere Seite zu ziehen
oder wenigstens einen Friedensbund mit ihnen einzugehen. Dieses
Maßhalten haben wir auch bei Aufstellung unseres autonomen
Tarifs bewiesen. Sie wissen, daß dieser Tarif die Grundlage
gebildet hat für die Arbeiten der Kommission des Bundesraths.
Der Tarif ist nicht das Werk der Männer, die auf dem Titelblatt
als Verfasser figuriren, er ist das Werk der ganzen deutschen In—
dustrie. Die Delegirten aller Industriezweige sind in Leipzig zu—
sammengetreten und haben in schwerer Arbeit sich verständigt über
die einzelnen Positionen, und alles Material dazu ist wiederum aus
dem reichen Schatze der Erfahrungen gekommen, der den Vertetern
der deutschen Industrie innewohnt. Wenn später einmal ein
Historiker die Geschichte unserer Tarifgesetzgebung schreiben wird,
wird er erstaunt sein über die Bescheidenheit und das Maßvolle,
das sich geltend macht in diesem Tarife. Denn weit entfernt, in
das Extrem überzuschlagen, ist immer nur die Losung ausgegeben
worden, Maß zu halten. Es war das vielleicht ehrenhafter als
politisch klug, denn als wir später mit manchem Wunsch hervor—