Full text: Erster Band (1. Band)

412 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
Der Geschäftsführer verwies dann auf die Hülfe, welche der 
Centralverband der mit der Aufstellung des Waarenverzeichnisses 
betrauten Kommission geleistet habe, indem er aus allen Theilen 
Deutschlands das Material gesammelt, gesichtet, zusammengestellt 
und der Kommission überwiesen habe. 
Mit Bezug auf die Handels- und Zollpolitik war auf die 
Tagesordnung die Frage des Einflusses der Freihafenstellung der 
Hansestädte auf die wirthschaftlichen Verhältnisse des Deutschen 
Reiches gesetzt. Der Referent, Geschäftsführer Beutner, sprach sich 
im Sinne seiner bereits erwähnten, im Hefte 11 der Verhand⸗ 
lungen ꝛc. zum Abdruck gebrachten Schrift über dasselbe Thema 
aus. Die Delegirtenversammlung schloß sich seinen Darlegungen 
an, die darauf hinausliefen, daß der Einschluß von Hamburg und 
Bremen in das deutsche Zollgebiet im Interesse des gesammten 
deutschen wirthschaftlichen Lebens zu erstreben sei. Es wurde dabei 
anerkannt, daß Hamburg und Bremen bezüglich ihrer Sonder— 
stellung sich in einem gewissen Rechtsbesitz befänden, daß aber der 
Zollausschluß nicht zu staatsrechtlichen Reservatrechten im gewöhn— 
lichen Sinne gehöre und daß er demgemäß durch ein Gesetz, d. h. 
durch das Zusammenwirken aller gesetzgebenden Faktoren, abgestellt 
werden könne. Wenn die Hansestädte aber genöthigt werden sollten, 
im Interesse des Reiches ihre bisherige Ausnahmestellung auf— 
zugeben und wenn durch das Aufhören dieser besondere Anlagen 
und Einrichtungen nothwendig würden, so könne man nicht fordern, 
daß diejenigen, denen ein Recht genommen werde, auch noch die 
gesammten Kosten, welche die Einrichtung des neuen Zustandes 
erfordere, auf sich nehmen sollten. Die Delegirtenversammlung 
sprach die Ueberzeugung aus, daß die Reichsregierung in diesem 
Punkte nicht markten und feilschen werde, sondern daß die maßgebenden 
Instanzen geneigt sein würden, erhebliche finanzielle Aufwendungen 
zu machen, um einerseits die Schwierigkeiten der Uebergangszeit zu 
vermindern und abzukürzen und andererseits die beiden Hansestädte im 
wahren Sinne des Wortes zu nationalen Häfen umzugestalten und 
mit den bedeutendsten Handelshäfen der Welt wettbewerbsfähig 
zu machen. 
Wenn so warm für die endliche Verwirklichung der handels— 
politischen Einheit Deutschlands eingetreten werde, so geschehe dies 
aus der Ueberzeugung, daß die Interessen der Hansestädte und der 
deutschen Industriellen durchaus Hand in Hand gingen, daß jeder
	        
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