Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 433 
Zollklasse fallenden Leder, ungemein schwierig und meistentheils un— 
möglich sei. Die Lederindustriellen hatten daher die Einführung 
eines einheitlichen Zollsatzes auf alle Leder von 36 Mark für 
100 kg für erforderlich erachtet und beim Centralverband den 
Antrag gestellt, diese Forderung zu unterstützen. Dieser Antrag 
gelangte gleichfalls in der Ausschußsitzung vom 6. September zur 
Verhandlung.“) Es referirten die Gerbereibesitzer Keller-Beurig— 
Saarburg und Bürling-Dresden. Von ihnen war folgender 
Antrag gestellt worden: 
„Der Ausschuß des Centralverbandes Deutscher Industrieller 
wolle beschließen, das Gesuch der Südlichen und Westlichen Gruppe 
der deutschen Lederfabrikanten vom 1. Mai 1886 zu unterstützen, wonach 
1. für alle Ledersorten ohne Unterschiee — mit Ausnahme 
der in der Anmerkung zu 21b des Zolltarifs aufgeführten un— 
behaarten, halbgaren sowie bereits gegerbten, noch nicht gefärbten 
oder weiter zugerichteten Ziegen- und Schaffelle, für welche ein 
Eingangszoll von 3 Mark pro 100 kg beizubehalten wäre — ein 
Eingangszoll von 36 Mark pro 100 kg aufgestellt und 
2. der Eingangszoll auf grobe Lederwaaren (fertige Treib— 
riemen und zu Streifen zugeschnittene Häute), Position 210 des 
Tarifs, von 50 auf 70 Mark pro 100 kg erhöht werden soll.“ 
Die Annahme des Antrages wurde von mehreren Seiten em— 
pfohlen. Bedenken erhob nur der Reichstagsabgeordnete Dr. Rentzsch, 
Geschäftsführer des Vereins Deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller. 
Er habe jeder Zollerhöhung ungern zugestimmt, da durch sie die 
bekannte „ehrliche Probe“ in ihrer Wirkung abgeschwächt werde. 
Sodann gab er zu erwägen, daß Deutschland augenblicklich im 
Begriff stehe, neue Handelsverträge mit Italien, Oesterreich und 
der Schweiz abzuschließen, und daß in jenen Ländern eine starke 
Stimmung vorhanden sei, die Zölle zu erhöhen, die durch in 
Deutschland vorgenommene Zollerhöhungen unterstützt werden 
würde. Schließlich meinte er jedoch, daß, wenn die Lederindustrie 
sich in der That in einer Nothlage befinde, durch seine Bedenken 
die Befürwortung des von ihr geforderten Zolles nicht behindert 
werden solle. Die Anträge der Referenten wurden schließlich und 
zwar der Antraäg 1 einstimmige der Antrag — mit 11 gegen 
7 Stimmen angenommen. 
* Ebenda S. 48 
*
	        
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