Full text: Erster Band (1. Band)

2. Abschnitt: Arbeit des Centralverbandes. A. Handels- u. Zollpolitik. 447 
kurzen Zeit mußte nicht wenigen dieser Wirkungen der Charakter 
einer nur einmaligen Erscheinung beigelegt werden. Die Absicht 
der Vereinigten Staaten, ein solches Gesetz zu erlassen, war 
offiziell freilich erst durch die Botschaft des Präsidenten 
Harrison vom 3. Dezember 1889 bekannt geworden; aber es 
war durchaus kein Geheimniß geblieben, daß gerade ein Jahr 
vorher der Verfasser des neuen Zolltarifgesetzes, der Senator 
Me Kinley, in einer großen Versammlung seiner Gesinnungs— 
genossen wegen der Absicht, ein solches Gesetz in den Senat ein— 
zubringen, außerordentlich beifällig begrüßt worden war. Das in 
weiten und maßgebenden Kreisen der Union vorhandene Bestreben, 
die Eingangszölle sehr wesentlich zu erhöhen, war daher zeitig 
genug bekannt geworden, um die Spekulation in allen, nach den 
Vereinigten Staaten exportirenden Ländern zu veranlassen, den 
amerikanischen Markt noch vor der Zollerhöhung zu versorgen. 
Die Folge war eine äußerst starke Ueberfüllung des Marktes 
Diesem Umstande war es wohl zuzuschreiben, daß nach Einführung 
des Gesetzes der Export einzelner Waarengattungen fast plötzlich 
ganz aufhörte. Es würde jedoch verfehlt gewesen sein, daraus 
zu schleßen, daß ein Bedarsf an solchen Waaren in den 
Vereinigten Staaten überhaupt nicht wieder auftreten werde. 
Denn wenn auch unzweifelhaft war, daß sich die dortige Industrie 
unter den hohen Schutzzöllen, vorausgesetzt, daß der Glaube an 
den Bestand derselben sich einwurzeln sollte, mächtig entwickeln 
konnte, so mußten doch Jahre vergehen, bis durch die neue 
Industrie der Bedarf des Landes gedeckt werden konnte. Es war 
daher als sicher anzunehmen, daß nach Aufzehrung der großen 
Vorräthe neue Ordres eintreffen würden. Wenn in anderen 
Artikeln eine wesentliche Abnahme der Ausfuhr nach den Ver— 
einigten Staaten noch nicht hatte festgestellt werden können, so 
lag die Ursache wohl in dem Umstande, daß eine Reihe von 
Fabrikanten sich noch nicht hatten entschließen können, wesentliche 
Reduktionen in ihren Betrieben vorzunehmen, sondern, daß sie es 
vorgezogen hatten, lieber zu ganz unlohnenden oder sogar ver— 
lustbringenden Preisen zu verkaufen als ihre Betriebe zu verkleinern 
und dadurch ihre Generalkosten zu vermehren. 
Diese Ausführungen mögen genügen, um zu zeigen, daß in 
der verhältnißmäßig kurzen Zeit ein richtiger Ueberblick über die 
Verhältnisse nicht zu gewinnen war. Dennoch wurde der Bericht
	        
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